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Kommentar Endlich Klartext reden

Aus der Redaktion Autor: Birgit Maronde

© MT
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In Deutschland klemmt es an allen Ecken und Enden. Mangelhafte Digitalisierung, vor sich hin bröckelnde Infrastruktur, Bildungsmisere, Überalterung und Nachwuchsmangel sind einige der Uraltthemen, die jahrzehntelang von der Politik ausgesessen wurden. Weite Teile der Bevölkerung arrangierten sich bestens mit dem Stillstand. Es ging uns doch gut. Deutschland war Exportweltmeister und hatte auch im Fußball was zu sagen.

Nun aber poppen die Defizite so richtig auf, und sie sind für alle spürbar: Immer mehr marode Brücken müssen gesperrt werden, Bahnfahren ist zum zeitlichen Vabanquespiel geworden, nicht vorhandene schnelle Inter­netverbindungen gefährden in manchen Regionen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen usw. Zu all dem kommen ­Inflation, Ukrainekrieg, Fluchtmigration und – ein Riesenproblem – Personalmangel. Kaum eine Branche, die nicht darüber klagt, auch das Gesundheitswesen. Doch daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern, selbst wenn die Gehälter deutlich steigen würden. Es fehlen schlichtweg qualifizierte Menschen, die die Arbeiten verrichten können und dies tatsächlich wollen. Allein um unseren aktuellen Lebens- und Versorgungsstandard zu erhalten, müssten sehr viel mehr gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland zu uns kommen und uns helfen. Doch viele haben angesichts bürokratischer Hürden und zunehmender ausländerfeindlicher Tendenzen gar kein ­Interesse daran. 

Die Zeiten von „immer mehr und immer besser“ sind für Deutschland definitiv vorbei. Im Gegenteil, wir werden aus vielerlei Gründen unsere (zum Teil überzogenen) Ansprüche, auch was die medizinische Versorgung angeht, herunterschrauben müssen. Es ist Aufgabe von Regierung und demokratischer Opposition, dies zu erklären. 

Redet endlich Klartext, damit nicht noch mehr Menschen den Populisten und Rechtsnationalen auf den Leim gehen!

Birgit Maronde

Chefredakteurin Medical Tribune

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