
Die „stille Gefahr im Bauch“ Fachgesellschaft drängt auf bessere Strategien zur Früherkennung

Prof. Dr. Patrick Michl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Heidelberg, nennt als typische Warnzeichen für einen Tumor der Bauchspeicheldrüse Gelbsucht, Gewichtsverlust oder Schmerzen. Diese Symptome würden aber erst meist spät auftreten, wodurch für die meisten Patientinnen und Patienten eine Heilung ausgeschlossen sei. Die Früherkennung des Pankreaskarzinoms sei ebenso schwer. Die Vorstufen könnten nur mikroskopisch, beispielsweise nach einer Probeentnahme aus dem Pankreas, erkannt werden. „Die nicht-invasive Bildgebung beispielsweise mittels Ultraschalls, CT oder Kernspintomographie stößt hier an ihre Grenzen“, sagt Prof. Michl. Das sei einer der Gründe, warum es bisher keine ausreichenden Vorsorgeuntersuchungen mit nachgewiesenem Nutzen für die Allgemeinbevölkerung gebe.
Die Expert:innen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS e.V.) fordern deshalb, gezielte Präventionsstrategien zur Früherkennung der „stillen Gefahr im Bauch“. „Bei vielen Patientinnen und Patienten mit scheinbar sporadischem Bauchspeicheldrüsenkrebs liegen womöglich unentdeckte genetische Veränderungen vor“, erklärt Prof. Michl. Würden diese identifiziert, könnten auch Verwandte gezielt untersucht und gegebenenfalls frühzeitig behandelt werden.
Besonders wichtig ist laut Fachgesellschaft die frühzeitige Identifikation von Risikopersonen etwa mit neu diagnostiziertem Diabetes. Auch die chronische Pankreatitis oder die Metabolismus-assoziierte Lebererkrankung erhöhen das Risiko eines Tumors der Bauchspeicheldrüse.
Früherkennung bei Pankreaskrebs
Die aktuelle Leitlinie der DGVS empfehle auch die genetische Untersuchungen bei familiär vorbelasteten Menschen. Demnach sollte sich, wer beispielsweise mehrere erstgradig Verwandte mit Pankreaskrebs hat oder aus einer Familie mit bekannten Genmutationen stammt, untersuchen lassen. Für Personen mit bestimmten genetischen Risikoprofilen empfiehlt die DGVS jährliche MRT- oder Ultraschalluntersuchungen.
Prof. Michl hält den Ausbau multizentrischer Registerstudien und eine stärkere Nutzung künstlicher Intelligenz für erforderlich, um die individuellen Risikoprofile zu erstellen. Grundsätzlich fordert er eine nationale Strategie – beispielsweise im Rahmen einer „Dekade der Prävention“ in Analogie zur „Dekade gegen Krebs“, um diese stille Gefahr Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksam zu bekämpfen.
Das Pankreaskarzinom zählt zu den tödlichsten Krebsarten. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich – bis 2030 wird es voraussichtlich die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland sein. Nur etwa 20 % der Patientinnen und Patienten kommen, wie die DGVS berichtet, überhaupt für eine Operation infrage – und selbst dann sei die Heilungschance gering.
Quelle:
Pressekonferenz der DGVS