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Glosse Falsches Zeichen gesetzt

Aus der Redaktion Autor: Isabel Aulehla

© MT
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Hat das Bundesgesundheitsministerium durch einen falsch gesetzten Bindestrich in einer chemischen Bezeichnung in einem Gesetz versehentlich LSD legalisiert?

Kürzlich kursierten entsprechende Medienberichte. Aber nein, dementierte man in Berlin. War wohl nur ein Tippfehler. Merkwürdig, dabei entwirft das Ministerium doch sonst fehlerfrei die anmutigsten Sprachkonstrukte. Wir dürfen uns z.B. auf das „Arzneimittellieferengpassbekämpfungsundversorgungsverbesserungsgesetz“ freuen. Woher also plötzlich der Tippfehler?

Erste Möglichkeit: Das Haus ist die Verzögerung der Cannabislegalisierung leid. Schluss mit widersprüchlichen Gutachten, man erprobt die Gefahren einfach selbst. Das führt allerdings auch zu orakelhaften Erklärungen – vom Ministerium zum Mysterium. Die Pläne für die nächsten Monate: Man möchte die armbulante Versorgung weiter vergessern, dafür extra mehr Leistungen budgetär verhüten. Am Ende jedes Qualtals muss schließlich ein angemessenes Horrorar stehen. Die Rehform der GOÄ könnte jederzeit aus dem Dickicht springen – der Bundesgesundheitsminister hat den Fuß auf der Bremse.

Zweiter Erklärungsversuch: Bei dem verirrten Bindestrich handelt es sich um ein von der Gematik beschlossenes Opt-out-Satzzeichen. Wer nicht aktiv widerspricht, bekommt diese künftig autom,atisch wil-d dur;ch Te%xte ve/rteilt#!  Die Opt-out-Zeichen sind eigentlich Teil der elektronischen Patientenakte, die 2024 kommen soll – der Bindestrich ist aber ausgebrochen, um die ethischen Fragen des Projekts zu diskutieren. Er ist die höchste moralische Autorität der Zeichenwelt, Verbindung und Trennung, Umbruch und Kontinuität zugleich. Wo er auftaucht, werden Vorhaben im Detail betrachtet: Schweigen als Zustimmung – ist das eine gute Idee? Der Bindestrich findet sie nicht so berauschend. 

Quelle: Aus der Redaktion

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