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Digitalisierung in Arztpraxen Großer Zuspruch zur TI und zugleich viel Unmut über Störfälle

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Die Hoffnung auf einen Strategiewechsel liegt unter anderem in Bundesgesundheitsminister Lauterbach. (Agenturfoto) Die Hoffnung auf einen Strategiewechsel liegt unter anderem in Bundesgesundheitsminister Lauterbach. (Agenturfoto) © alphaspirit – stock.adobe.com
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Zu viele Ausfälle und Störungen in der Telematikinfrastruktur – die Bilanz zur Digitalisierung in den Praxen fällt laut KBV ernüchternd aus.

3.850 Stunden, auf diese unglaubliche Zahl haben sich die Ausfälle sowie Störungen der Telematikinfrastruktur (TI) oder einzelner TI-Komponenten und Dienste innerhalb der zurückliegenden 13 Monate in den Praxen summiert. Das berichtete KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel bei der Vorstellung des „PraxisBarometers Digitalisierung 2021“. Das heißt: Nur an jedem zweiten Tag funktioniere alles, „entsprechend mehren sich die öffentlichen Unmutsbezeugungen.“ Die dem Praxisbarometer-Umfrage spiegelt die Lage umfassend wider.

KV Bayerns findet über 50.000 Unterstützer für ihre Petition

Die registrierte Fehlerhäufigkeit bei der TI-Nutzung hat gegenüber 2020 deutlich zugenommen. Der Praxisanteil bezüglich täglich berichteter Fehler legte von 8 % auf 18 % zu. Knapp 60 % der Praxen – bei den Hausärzten sogar zwei Drittel – sind mindestens einmal wöchentlich mit Fehlern konfrontiert. Angesichts der Aussagen spricht KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister von Ernüchterung. „Das ist besonders tragisch, weil der große Teil der Ärzteschaft der Digitalisierung gegenüber eigentlich positiv eingestellt war und auch noch ist.“

Digitale Kommunikation könne den Austausch von versorgungsrelevanten Informationen beschleunigen, sagte der Hamburger Hausarzt, sie könne helfen, Medienbrüche zu minimieren, und zu Effizienzgewinn und besserer Behandlung führen. „Soweit die Theorie, in der Praxis stellen sich die Dinge bisher leider anders dar.“ Ein Beispiel sei das eRezept. Um die gesetzlich vorgegebene Einführung nicht zu gefährden, sei billigend in Kauf genommen worden, dass ein nicht einwandfrei funktionierendes Verfahren zum Einsatz komme.

Der KBV-Vize hofft, dass Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach einen Strategiewechsel vollführt und mehr die Nutzer einbezieht, statt den „Crash“ zu riskieren. Hoffnung setzt er auch in eine Petition der KV Bayerns, die einjährige Testphasen für alle TI-Anwendungen fordert. Am 14. Februar wird sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit dem Thema befassen.

Knapp 89 % der Praxen sind laut Umfrage an die TI angeschlossen. 94 % sind es bei Ärzten im Alter unter 50 Jahren. Wer nicht anschließt, begründet das vor allem mit Sicherheitsbedenken und einem störanfälligen Betrieb.

Quelle: KBV-Pressekonferenz

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