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Kommentar Helfer in jeder Not: die Apotheken

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

© MT
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Das Video-Ident-Verfahren ist unsicher?! Na dann gehen wir halt zur Authentifizierung künftig in die Apotheke. Das E-Rezept per App rückt jedenfalls näher. Ein Kommentar.

Ab September sollen alle Apotheken in der Lage sein, digitale Verordnungen zu erfüllen und abzurechnen. Doch zunächst werden die meisten Patienten weiterhin ärztliche Ausdrucke vorlegen, statt die Arzneiverschreibung per App einzulösen. Schließlich beginnt der ­E-Rezept-Rollout in den Arztpraxen jetzt erst mit den freiwilligen Vorreitern in West­falen-Lippe. Zudem haben die Kassen bislang eher wenig getan, um die Ver­sicherten ans digitale Rezept heranzuführen.

Für die Nutzung von Telematikinfrastruktur-Diensten wie der elektronischen Patientenakte oder des E-Rezepts per App müssen sich Ver­sicherte vorab rechtssicher identifizieren. Bisher ging das unter anderem online per Video-Ident-Verfahren. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Die Gematik hat diesen Weg für unzulässig erklärt, nachdem der Chaos Computer Club nachgewiesen hat, dass man dabei mit moderatem Aufwand eine falsche Identität vortäuschen kann. 

Doch eine Ident-Alternative naht: bei den niedrigschwelligen, servicewilligen Apotheken. Im Entwurf des Krankenhauspflege-Entlastungsgesetzes ist vorgesehen, dass Versicherte sich in der Apotheke für die TI-Nutzung legitimieren können. Für die Authentifizierung sollen die gleichen Anforderungen gelten wie bei der Authentifizierung am Endgerät des Versicherten (elektronische Gesundheitskarte oder digitale Identität und PIN).

Es fällt schon auf: Ob bei der Ausgabe von FFP2-Masken auf Gutschein, beim Erstellen von Codes für den digitalen Impfnachweis, bei COVID-Schnelltests oder Grippe­impfungen – immer wieder stehen die Apotheker als schnelle Helfer bereit. Auch für eine weitere „pharmazeutische Dienstleistung“ als Identifizierungsstelle wird es nicht an Motivation mangeln.

Das passt zur Aussage des Bundesgesundheits­ministers, dass die Apotheker eine „immer größere Rolle“ spielen werden, „wie wir in Deutschland Medizin organisieren“. Die hören das gern. Allerdings können sie dem Braten – siehe geplante Kostendämpfung per GKV-­Finanzstabilisierungsgesetz – nicht ganz trauen.

Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik

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