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Impf-Ungerechtigkeit: Münchener Internistin sammelt in nur vier Tagen 3000 Euro für Initiative „Covax“

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

Dr. Seitz stellt in ihrer Praxis fest, dass geimpfte Patienten sehr gerne für Covax spenden, um ihre Erleichterung über die Immunisierung zu teilen. Dr. Seitz stellt in ihrer Praxis fest, dass geimpfte Patienten sehr gerne für Covax spenden, um ihre Erleichterung über die Immunisierung zu teilen. © Barbara Stäcker
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Viele ärmere Länder sind auf internationale Hilfe angewiesen, um die Coronaimpfung ihrer Einwohner zu ermöglichen. Eine Münchener Ärztin hat daher eine Spendenaktion entwickelt, die sich in jeder Arztpraxis umsetzen lässt.

Während Industrie­nationen finanziell in der Lage sind, Millionen von ­COVID-19-Vakzinen zu erwerben, müssen sich einige ärmere Länder auf die internationale Solidarität verlassen. Sie werden etwa von der Initiative ­„Covax“ mit Impfstoffen und Zubehör versorgt, einem Zusammenschluss von 190 Ländern und internationalen Organisationen wie der WHO und Unicef.

Die Münchener Internistin Dr. Silke Seitz hat nun eine Spendenaktion entwickelt, mit der Ärzte und andere Beschäftigte im Gesundheitsbereich­ „Covax“ unterstützen können: Unter dem Motto „Eine für dich – eine für mich“ regt das Team der haus­ärztlichen Praxis geimpfte Patienten an, ihre Freude zu teilen, indem sie einer weiteren Person die Impfung finanzieren. Hierfür müssen sie lediglich 5,20 Euro in eine Spendendose geben, denn diesen Betrag benötigt ­„Covax“ für eine vollständige Immunisierung.

Natürlich sind auch kleinere und größere Summen willkommen. „Es geht um den Akt der Mitmenschlichkeit und um das Gefühl, diese Krise als Solidargemeinschaft zu bewältigen“, erklärte Dr. Seitz im Interview mit dem „Münchener Merkur“. Das gesammelte Geld geht ans Kinderhilfswerk Unicef, das sich ebenfalls an ­„Covax“ beteiligt und der Internistin half, die Aktion zu professionalisieren. Auch die Schauspielerin ­Ulrike Kriener unterstützt das ­Projekt.

Immunisierung muss nicht in der Praxis erfolgt sein

Offenbar sind viele Patienten bereit, mitzumachen: Innerhalb von nur vier Tagen konnte die Praxis über 3000 Euro sammeln. Doch nicht jeder, der spendete, wurde auch von Dr. Seitz geimpft. Ihre Idee sei auf so große Begeisterung gestoßen, dass auch Personen, die in anderen Einrichtungen immunisiert wurden, anschließend in der Praxis spendeten, berichtet sie in dem Interview weiter.

Sie schlägt daher vor, dass auch Impfzentren und andere Akteure an dem Projekt teilnehmen. Interessierte Ärzte können Spendendosen und Infomaterial über die jeweilige Unicef-Ortsgruppe beziehen.

Etwas Unterstützung wäre für ­„Covax“ durchaus hilfreich: Bislang konnte die Initiative nicht annähernd so viele Vakzinen an ärmere Staaten verteilen, wie ursprünglich geplant: Statt 170 Millionen wurden erst 65 Millionen Dosen ausgeliefert. Darauf weist die Unicef-Exekutiv­direktorin ­Henrietta Fore im Vorfeld des G7-Gipfels im Juni hin.

Der Verzug sei unter anderem durch Vakzin­mangel, Impfnationalismus und unzureichende finanzielle Mittel entstanden. Sie appelliert an reiche Nationen, im Sommer einen Teil ihrer Impfstoffe abzugeben. So zeige eine Analyse des Forschungsinstituts Airfinity, dass die G7-Staaten und die „Team Europe“-Gruppe der EU-Mitgliedstaaten rund 153 Millionen Impfdosen an ­„Covax“ abgeben könnten, wenn sie im Juni, Juli und August 20 % ihres verfügbaren Vorrats teilen würden.

Unicef weist darauf hin, dass direkte Donationen auf folgendes Spenden­konto gezahlt werden können: IBAN DE93 3702 0500 3030 1221 91 Stichwort „COVAX“

Es sei diesen Ländern trotzdem möglich, die Verpflichtungen gegenüber der eigenen Bevölkerung einzuhalten, betont Fore. Sie fordert eine sofortige gemeinsame Selbstverpflichtung, überschüssige Impfdosen in einem Pool zusammenzuführen, um gefährdete Länder davor zu bewahren, zum nächsten globalen Hotspot zu werden.

Medical-Tribune-Bericht

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