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Kein Doping würde dem Spiel gut tun

Autor: Erich Kögler

Den Unlauteren fällt stets eine neue List ein. Den Unlauteren fällt stets eine neue List ein. © Fotolia/ub-foto
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Dopingskandale im Sport – in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt kann nun doch nach Russland zur Fußball-Weltmeisterschaft reisen. Der Investigativ-Journalist erhält ein Visum, das Einreiseverbot wurde aufgehoben. Ob Seppelt dann auch vom Turnier berichten kann, ist allerdings weiterhin fraglich, denn wegen seiner Enthüllungen zum russischen „Staatsdoping“ steht er in Putins Reich auf einer Liste „unerwünschter Personen“. Auffällige Dopingproben von Fußball-Nationalspielern aus dem vorläufigen WM-Kader Russlands sollen in der Vergangenheit nicht ausreichend untersucht worden sein. Einheimische Funktionäre stehen unter Verdacht, die zweifelhaften Befunde aus dem Jahr 2014 vertuscht zu haben. Seppelts ARD-Redaktion wurde ein Dokument zu den betroffenen Proben zugespielt – mit Nummern und zugeordneten Namen der Spieler. Darunter befinden sich auch Mitglieder des aktuellen WM-Kaders.

Kein Wunder daher, dass der unermüdliche Ermittler in Russland kein gern gesehener Gast ist. Schon in der Vergangenheit hatte er sich bei der Aufdeckung krimineller Praktiken hervorgetan, beispielsweise im Umfeld von Olympischen Spielen oder bei der Tour de France. Im Doping-Sumpf dieses Radsport-Großereignisses waren schließlich nach dem Verabreichen verbotener Substanzen bereits Todesopfer zu beklagen.

Was steckt hinter diesem verbrecherischen Tun? Ist es der Wunsch des Athleten nach Leistungssteigerung? Das mag eine Rolle spielen. Aber in der Mehrzahl der bekannt gewordenen Fälle (die Dunkelziffer wird enorm hoch sein) sind geltungssüchtige Staatschefs oder aber geldgeile Manager die treibende Kraft. Mit enormem finanziellem Aufwand wird in geheimen Labors geforscht, wie man die Ethikregeln des Sports am cleversten aushebeln kann. Dabei ist man nur allzu oft an das Rennen zwischen Hase und Igel erinnert, denn wie im Märchen fällt den Unlauteren stets eine neue List ein.

Ausführendes Organ und das letzte Glied in der Kette der Missetäter aber sind zweifellos Mediziner. Sie haben letzten Endes die Hand an der Spritze oder an der Pillendose. Diesen schwarzen Schafen gehört das Handwerk gelegt, denn sie beschmutzen das Ansehen der gesamten Ärzteschaft und lassen den guten alten Hippokrates im Grab rotieren.

Insofern muss man dem unerschrockenen Hajo Seppelt und seinem Team die Daumen drücken. Die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft jedenfalls ist schon jetzt getrübt, die Skepsis bei der Beurteilung sportlicher Leistungen hat sich bereits im Hinterkopf eingenistet, bevor das erste Spiel angepfiffen ist.

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