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Medizinerin demonstriert im Greta-Thunberg-Stil vor dem Kanzleramt

Gesundheitspolitik Autor: Heike Dierbach

Sechs Stunden am Tag steht Anna-Maria Mangei vor dem Sitz der Kanzlerin. Passanten reagieren positiv. Sechs Stunden am Tag steht Anna-Maria Mangei vor dem Sitz der Kanzlerin. Passanten reagieren positiv. © sehbaer_nrw – stock.adobe.com; Heike Dierbach
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Anna-Maria Mangei protestiert vor dem Kanzleramt für mehr Klimaschutz und Menschlichkeit. Sie sagt: „Ich kann diese Entwicklung persönlich einfach nicht mehr mittragen.“

Im weißen Kittel, um den Hals ein Stethoskop, hält Mangei ein Schild hoch: „Rechtspopulismus und unsere Klimakatastrophe sind lebensgefährlich.“ Seit dem 6. November steht die Ärztin vor dem Kanzleramt in Berlin, jeden Wochentag von 9 bis 15 Uhr. Ihr Ziel: ein Zeichen gegen Klimawandel und Rechtspopulismus setzen – ganz bewusst als Medizinerin. „Wir sind als Ärzte nicht nur für den einzelnen Patienten verantwortlich, sondern auch für die ganze Bevölkerung.“

Der Klimawandel bedrohe direkt die Gesundheit: „Extreme Temperaturen erhöhen das Sterberisiko, Dürren und Wasserknappheit vernichten die Lebensgrundlage in den Ländern des Südens.“ Doch die Gefahr durch den Klimawandel sei auch unter Ärzten „noch nicht richtig angekommen.“ Deshalb steht sie hier, erst einmal bis zum nächsten Klimastreik am 29. November. Die 26-Jährige hat im Sommer ihr Examen an der Charité gemacht und bewusst noch keine Stelle angetreten: „Das hier ist wichtiger.“

Den Entschluss zu der Aktion fasste sie an dem Wochenende, an dem mehrere CDU-Landtagsabgeordnete in Thüringen dazu aufriefen, Gespräche mit der AfD aufzunehmen. Für Mangei widerspricht Rechtspopulismus dem hippokratischen Eid: „Wir haben uns verpflichtet, allen Menschen zu helfen, unabhängig von der Herkunft.“

Die Themen hängen für sie zusammen: „Die Menschen verlieren ihre Heimat auch wegen des Klimawandels. Und wir müssen als Weltgemeinschaft zusammenhalten, um ihn zu bewältigen.“ Am Montagmorgen rief sie bei der Berliner Polizei an, um eine Aktion vor dem Kanzleramt anzumelden. „Erst war ich unsicher, aber die Polizei war sehr nett.“ Am Dienstagnachmittag hatte sie die Genehmigung, am Mittwochmorgen stand sie vor dem Kanzleramt. Ihre Erfahrungen mit Touristen und Passanten sind bisher überwiegend positiv.

Hat Mangei eine Botschaft an die Kollegen? „Ich würde mir wünschen, dass sich alle Mediziner mit den Fakten zum Klimawandel auseinandersetzen. Und dann entsprechend ihrer Empfindungen handeln.“ Am Donnerstag äußerte sich auch die Bundesärztekammer zu dem Thema. Sie fordert von Bund und Ländern Sofortmaßnahmen gegen die Klimaerwärmung und zur Bewältigung der gesundheitlichen Folgen.

Medical-Tribune-Bericht

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