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Mundpropaganda für die Impfung

Aus der Redaktion Autor: Isabel Aulehla

© MT
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Mediziner und Patienten können den Corona-Impfstart in Arztpraxen kaum erwarten. Allerdings wissen sie noch nicht, welch zentrale Rolle Pizza dabei spielen wird. Eine Glosse.

Endlich! Nach Ostern sollen auch Hausärzte gegen Corona impfen. Mancher Mediziner grübelt bereits: Welche Abläufe sind zu ändern und wie können skeptische Patienten zur Impfung bewegt werden? In der israelischen Stadt Bnei Brak überzeugt man Zweifler kulinarisch: Nach dem Pieks gibt’s Pizza zum Mitnehmen. Spätestens damit ist geklärt, wie Ärzte die Impfung gebacken bekommen.

Wer es noch nicht getan hat, sollte im Arzneimittelkühlschrank Platz schaffen und ihn um ein Gemüsefach ergänzen. Dort lagern künftig Pilze und Paprika, obendrüber sind Mozzarella, Vakzinen und Schinken zu finden. Wie bei Anti-Corona-Leistungen üblich, werden die Kosten zum Quartalsende der KV gemeldet und vom Bund erstattet. Auch für Ärzte gilt der lukrative Spahn-Tarif: Es gibt das Fünffache des Einkaufspreises zurück.

Dank der satten Honorierung kann die Praxis mühelos in das nötige Impf-Equipment investieren. An Tupfern, Spritzen und Kanülen sollte nicht gespart werden, auch Pizza­-Spateln und ein Steinofen sind unverzichtbar. Letzterer ist mit informationsleeren Schreiben der KVen schnell auf Temperatur gebracht.

Am Tresen arbeitet die Medizinisch-gastronomisch Fachangestellte (MGFA) trotz Doppelrolle routiniert. Sie nimmt Gesundheitskarten entgegen und reicht im Gegenzug die bundesweit einheitliche „Speisekarte zur Motivation zur Corona-Schutzimpfung“. Für jede Pizzasorte hat der Bewertungsausschuss eine eigene Ziffer definiert, erfasst sind diese im EPM, dem Einheitlichen Pizza-Maßstab.

Sobald der Patient bestellt hat, begibt er sich ins Sprechzimmer. Dort klärt der Arzt gewissenhaft über die riskante Entscheidung auf – schließlich geht man weltweit von jährlich etwa 11 Millionen Toten durch ungesunde Ernährung aus.

Die Impfung selbst übernimmt die geschickteste MGFA. Der Mediziner hingegen tauscht Kittel gegen Schürze und überwacht die Arbeiten in der Küche. Mit geübten Griffen der manuellen Therapie prüft er, ob der Teig lange genug gegangen ist. Falls ja, darf er  geknetet und belegt werden, selbstverständlich unter strengsten Hygienevorschriften. Die horrenden Kosten für Einmalhandschuhe sind ein Ärgernis, für das die Kassen dringend höhere Hygienezuschläge zahlen müssen!

Die vollendete Pizza erfreut Patienten mit dünnem Boden und zart-knusprigem Rand. Ihr Duft infiziert auf der Straße so viele Passanten, dass das Virus neidisch wäre. Und natürlich bindet sie Patienten für alle Ewigkeit an die Praxis. Bessere Mundpropaganda gibt es nicht.

Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik

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