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Neuer Pandemierat – späte Reaktion der BÄK

Aus der Redaktion Autor: Cornelia Kolbeck

© MT
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Gut Ding will Weile haben: Vielleicht hat die Bundesärztekammer deshalb beschlossen, erst ein Dreivierteljahr nach Beginn der Pandemie ein ärztliches Expertengremium ins Leben zu rufen. Ein Kommentar.

„Ärztlicher Pandemierat der Bundesärztekammer konstituiert“, so lautete kürzlich eine Meldung in meinem E-Mail-Postfach. Habe ich vielleicht mein Eingangsdatum neu sortiert, fragte ich mich, denn die Coronapandemie und ihre Auswirkungen beschäftigt die Ärzteschaft schließlich schon seit Frühjahr. Nein, tatsächlich erfolgte die Gründung des Pandemierates, bestehend aus Vertretern wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, erst jetzt. Ziel ist laut BÄK der fachliche Austausch zur aktuellen pandemischen Situation und den sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten. Der ärztliche Rat verständige sich darauf, diese und weitere Themen in eigenen Arbeitsgruppen zu vertiefen und medizinische Handlungsempfehlungen für die Coronapolitik von Bund und Ländern zu entwickeln.

Gute Ideen sollen Weile haben, scheint’s. Doch haben wir diese Zeit? Meines Erachtens kommt die Ärzteschaft unter dem Dach der BÄK hier recht spät, denn es gibt bereits Vorschläge zu Handlungsmöglichkeiten – auch umstrittene oder vielleicht auch unglücklich formulierte. Ich denke u.a. an das „Positionspapier von Wissenschaft und Ärzteschaft zur Strategieanpassung im Umgang mit der Pandemie“, vorgestellt von der KBV und nicht von allen Kollegen geteilt. Ein solches Positionspapier wäre – breit diskutiert und letztlich im Konsens der Ärzteschaft beschlossen – schon vor Monaten zur politischen Planung hilfreich gewesen. Eine vertane Chance, leider. Dabei birgt die Ärzteschaft geballtes Wissen in sich, denn Virologen, Hausärzte, Intensivmediziner, Ärzte in Gesundheitsämtern und viele andere Mediziner haben von Beginn der Krise an Erfahrungen gesammelt. Bleibt zu hoffen, dass die Empfehlungen der BÄK schneller kommen als der Rat.

Cornelia Kolbeck
Hauptstadtkorrespondentin

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