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Tamoxifen Preisdruck vertreibt Hersteller vom Markt

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Tamoxifen-Arzneimittel werden in der Therapie des Mammakarzinoms eingesetzt, sie sind hier unverzichtbar. Tamoxifen-Arzneimittel werden in der Therapie des Mammakarzinoms eingesetzt, sie sind hier unverzichtbar. © simona – stock.adobe.com
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Für den bei Brustkrebs eingesetzten Wirkstoff Tamoxifen registriert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte seit Jahresbeginn eine eingeschränkte Verfügbarkeit. Eine verbesserte Versorgungslage ist zumindest für Mai angekündigt.

Nach Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) wirkt sich der Tam­oxifen-Lieferengpass auf mindestens 100.000 Patientinnen und Patienten aus, die das Arzneimittel im dritten Quartal 2021 erhielten. Neben den Produkten der Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG sind auch die Erzeugnisse der Hexal AG sowie von Aliud Pharma seit Januar 2022 nahezu komplett vom Lieferengpass betroffen – rund 85 % des Marktes.

Deutlich entspanntere Versorgungslage ab Mai

Das BfArM hat den Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe in einer Sondersitzung über den Mangel informiert. Berichtet wurde auch, dass den Landesbehörden mittlerweile Importe für mehr als fünf Millionen Tabletten tamoxifenhaltiger Arzneimittel – bezogen auf die Stärke 20 mg – gestattet wurden. Die Tabletten seien bereits im Markt angekommen und würden in Verkehr gebracht.

Spätestens im Mai 2022 sollen weitere 20 Mio. Tabletten in der Stärke 20 mg verfügbar sein. Das Amt geht dann von einer deutlich entspannteren Versorgungslage aus. Angemahnt wird jedoch aktuell eine gleichmäßige Abgabe kleiner Packungsgrößen (30 Tabletten) anstatt der üblichen 100 Tabletten: Die Verordnung von Großpackungen (N3) könne dazu führen, dass die verfügbaren Arzneimittel bereits vor dem 1. Mai ungleichmäßig verteilt würden.

Streng kontingentierte Belieferungen der Apotheken

Das Zi befürchtet, dass die Patientinnen und Patienten durch die je Packung fällige Zuzahlung finanziell stärker belastet werden. Abzuwarten bleibe auch, wie sich die Lage bis zur Behebung des Engpasses weiterentwickele. „Einzelberichten zufolge gibt es zurzeit streng kontingentierte Belieferungen der Apotheken durch den Großhandel und in der Folge auch Wartezeiten bis zur Versorgung“, berichtet der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung schreibt zu den Mehrbelastungen bei Zuzahlungen, dass es im Sozialgesetzbuch zwar keine Ausnahmeregelung für den Fall eines Lieferengpasses gebe. Allerdings enthalte das SGB V eine Regelung für jene Fälle, in denen die zuständige Krankenkasse einen Rabattvertrag zu tamoxifenhaltigen Arzneimitteln geschlossen habe. Sei bei der Abgabe kein Arzneimittel zum Festbetrag verfügbar, trage die Krankenkasse die Mehrkosten.

Der Branchenverband Pro Generika nennt als Ursache für den Tamoxifen-Engpass, dass die Produktion für Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich gewesen sei. Arzneimittelhersteller würden von den Krankenkassen für eine 100er-Packung Tamoxifen gerade einmal 8,80 Euro erhalten, auch wenn die Produktionskosten stiegen oder ein kostenaufwändiger Transfer zu einem anderen Zulieferer nötig werde. „Das bedeutet: Ein Hersteller muss zu diesem Preis kosten­deckend produzieren. Schafft er das nicht, muss er sich aus der Versorgung zurückziehen“, so Pro Generika. 2006 habe es noch 19 Hersteller von Tamoxifen-Arzneimitteln in Deutschland gegeben, heute seien es nur noch vier.

Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, fordert Mut zu grundsätzlichen Lösungen. Der Verband verweist darauf, dass kaum ein westeuropäisches Land so wenig für Tamoxifen-Arzneimittel ausgibt wie Deutschland. Das Doppelte werde in Frankreich und in den Niederlanden gezahlt, das Sechsfache in Österreich.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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