Deutsche Diabetes Gesellschaft Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland erhält Hellmut-Otto-Medaille
Prof. Müller-Wieland erhielt die Hellmut-Otto-Medaille aus den Händen von Laudatorin
Prof. Kellerer.
© DDG/Dirk Deckbar
Ein Thema, das Prof. Müller-Wieland besonders am Herzen liegt, ist, wie sich die Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus und Komorbiditäten wie chronischer Herzinsuffizienz mithilfe der Digitalisierung voranbringen lässt. Gemeint sind damit nicht nur digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für Handy, Tablet und PC oder virtuelle Fort- und Weiterbildungsprogramme für Ärzt*innen, sondern auch und vor allem die Implementierung der elektronischen Diabetesakte (eDA). „Die DDG konnte als Fachgesellschaft in den zurückliegenden Jahren bereits eine Akzeptanz für die eDA herbeiführen. Nun geht es vorrangig darum, wie sich die elektronische Diabetesakte in Ergänzung zur elektronischen Patientenakte umsetzen lässt“, so der Internist.
Herzensprojekt: die elektronische Diabetesakte
Ziel der eDA mit angeschlossenem Diabetesregister sei es, Menschen mit Diabetes mellitus, Behandlungsteams und Forschungseinrichtungen über einen effizienten Datenpool zusammenzubringen. Durch Analyse von Datenmustern sollen neue Zusammenhänge, Subgruppen, klinische Verläufe und Therapieansätze sichtbar gemacht werden. Durch prädiktive Modelle ließen sich zudem Risikoindividuen frühzeitig und präzise erkennen.
Durchdachte digitale Infrastruktur, gute Versorgung
„Dies ermöglicht es uns, die Patient*innen nach den neuesten Standards der DDG behandeln und die Therapien stetig optimieren zu können“, erläutert Prof. Müller-Wieland. Seiner Überzeugung nach könnte eine gut durchdachte digitale Infrastruktur auch dazu beitragen, eine flächendeckende Spezialisierung und eine interdisziplinäre Versorgung sicherzustellen. „Das wäre ein entscheidender Schritt, um die Innere Medizin zukunftssicher zu gestalten“, betont er. Ebenso wichtig ist es dem Internisten aber auch, dafür zu sorgen, dass Erkenntnisse aus der diabetologischen Forschung möglichst frühzeitig bei den Patient*innen ankommen. Hierin sieht er sowohl eine stetige Herausforderung als auch Verantwortung für sein Fachgebiet.
Digitalisierung und Translation schließen sich dabei aus seiner Sicht nicht aus, sondern lieferten im Verbund, auch über Sektorgrenzen hinweg, wichtige Erkenntnisse. So greife die Grundlagenforschung zentrale Fragestellungen der Lebenswissenschaften auf, während neue klinische Entwicklungen interdisziplinäre Impulse auch unter Einbezug digitaler Innovationen unter anderem für die Kardiologie, Nephrologie, Hepatologie oder Neurologie setzten. Seinen eigenen klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkt bilden Störungen des Fettstoffwechsels bei Diabetes mellitus und metabolisch bedingte kardiovaskuläre Komplikationen.
„Ob in Forschung, Klinik oder Praxis – nur gemeinsam können wir die Versorgung von Menschen mit Diabetes optimieren und unser Fach mit Zuversicht und einer starken DDG in die Zukunft führen“, führt der Diabetologe aus.
Sehr intensiv und seit Langem für die DDG aktiv
2017 bis 2019 war Prof. Müller-Wieland Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, seit 2019 war er der Sprecher der Kommission Digitalisierung. Die Kommission hat er einst selbst ins Leben gerufen und ist dort immer noch aktiv, um sich „mit Nachdruck“ für eine „verantwortungsvolle Digitalisierung in der Diabetologie“ einzusetzen, wie Laudatorin Professor Dr. Monika Kellerer bei der Preisverleihung während des Diabetes Kongresses hervorhob. Im Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung & Weiterbildung ist Prof. Müller-Wieland weiterhin als Sprecher tätig – und hat schon einige Fort- und Weiterbildungen mit auf den Weg gebracht sowie wichtige Projekte wie die Modulzertifikate vorangetrieben.
Zudem war Prof. Müller-Wieland Präsident des Diabetes Kongresses 2017; schon 2016 hatte er diese Aufgabe aufgrund des Todes von Professor Dr. Stephan Matthaei übernommen. In der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ist Prof. Müller-Wieland Co-Vorsitzender der Kommission „Struktur der Krankenversorgung“.
Von Hamburg über Boston nach Köln, Düsseldorf, wieder Hamburg – und schließlich nach Aachen
- Professor Dr. Dirk Müller-Wieland studierte Humanmedizin in Hamburg. Dem schloss sich ein zweijähriger Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School in Boston, USA, an. Seine Facharztausbildung zum Internisten mit den Schwerpunkten Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel absolvierte er am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg und an der Universität zu Köln.
- 1997 erhielt er den Ruf auf eine Universitätsprofessur für Innere Medizin/Endokrinologie in Köln. Vier Jahre später wechselte Prof. Müller-Wieland auf den Lehrstuhl für Klinische Biochemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und wurde Direktor am Deutschen Diabetes-Zentrum.
- Von 2006 bis 2015 war er als Chefarzt an der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg tätig und gestaltete unter anderem als Dekan des Asklepios Campus Hamburg der Medizinischen Fakultät der Semmelweis-Universität in Budapest, Ungarn, diesen damals ersten transeuropäischen Studiengang mit.
- 2016 wechselte er an das Universitätsklinikum der RWTH Aachen mit dem Schwerpunkt kardiometabolische Prävention. Dort leitet er das klinische Studienzentrum der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I).
Quelle: Medical-Tribune-Bericht