Schulkinder wieder in Bewegung bringen  Sportpolitische Lösungen zur anhaltenden Bewegungslosigkeit im Alltag diskutiert 

Gesundheitspolitik Autor: Angela Monecke

Über 80 % der Kinder erreichen laut DKV-Report die tägliche WHO-Empfehlung von einer Stunde körperlicher Aktivität nicht. Über 80 % der Kinder erreichen laut DKV-Report die tägliche WHO-Empfehlung von einer Stunde körperlicher Aktivität nicht. © Daniel Jędzura – stock.adobe.com

Bewegungsförderung muss an jeder deutschen Schule zur Pflichtübung werden. Diese Forderung diskutierten Diabetesexpert*innen erneut bei einer sportpolitischen Podiumsdiskussion, die diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe veranstaltet hat. Das Motto: „Deutschland, beweg dich!“

Wie wenige Menschen sich ausreichend bewegen, habe der DKV-Report 2025 über das Gesundheitsverhalten der Deutschen nochmals deutlich gemacht, so die Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, Nicole Mattig-Fabian, die den Abend, die sogenannte 3. Halbzeit, moderierte. Die Deutschen sitzen im Schnitt über zehn Stunden pro Tag, sogar eine Stunde mehr als im Vorjahr. „Ohne vollumfassende, koordinierte Maßnahmen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steuern wir gerade auf eine gesundheits- und sozialökonomische Krise zu“, zitierte sie Professor Dr. Ingo Froböse, den wissenschaftlichen Leiter der Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV), der Deutschen Sporthochschule und der Universität Würzburg.

Welche sportpolitischen Maßnahmen notwendig sind, um Bürger*innen mehr in die Alltagsbewegung zu bringen, diskutierten anschließend Diabetesexpert*innen mit den anwesenden Politiker*innen. Dass nur 32 % der Deutschen die von der WHO kombinierten Bewegungsempfehlungen von Ausdauer- und Muskelaktivität erreichten, bezeichnete Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, als „erschreckend“. Noch drastischer sieht es bei den Kindern und Jugendlichen aus: Mehr als 80 % von ihnen schaffen es nicht, sich eine Stunde pro Tag zu bewegen – eine Stunde ist das von der WHO empfohlene tägliche Mindestmaß an körperlicher Aktivität.

Bei der Frage zum Sport im Koalitionsvertrag verwies die Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Ehrenamt Aydan Özoğuz (SPD) auf die neue „Sportmilliarde“, der erst wenige Tage zuvor der Haushaltsausschuss des Bundestages zugestimmt hatte. Das Geld soll dem Breitensport in den kommenden vier Jahren auf die Sprünge helfen und dient der Sanierung kommunaler und vereinseigener Sportstätten wie baufälliger Sporthallen oder maroder Schwimmbäder. Viel zu wenig, führen die Kritiker*innen an, denn der Sanierungsstau im Bereich der Sportstätteninfrastruktur liegt schon jetzt bei 40 Milliarden Euro.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die gezielte Bewegungsförderung junger Menschen, die in der Schule stattfinden und am besten verpflichtend sein müsse. Hier wurde auch die jahrelange Forderung von DANK und diabetesDE wieder laut: eine Stunde Schulsport täglich. Wie viele Sportstunden pro Woche stattfinden müssen, lege jedes Bundesland selbst fest, denn Sport an Schulen sei Länderhoheit beziehungsweise Sache der Kultusministerien, darauf verwiesen Aydan Özoğuz und Stephan Mayer, sportpolitischer Sprecher der Union, gemeinsam. 

Warum das Thema nicht zur Bundessache machen?, warf Serdar Deniz, Podcaster mit Typ-2-Diabetes und Adipositas, ein. Dafür müsse man erst die Verfassung ändern, erklärte MdB Mayer. 

FC Diabetologie schlägt FC Bundestag erneut

Mit einem 5:1-Sieg (FC Diabetologie gegen FC Bundestag) in der Tasche diskutierte auch Fußballlegende Pierre Littbarski bei der „3. Halbzeit“ mit. Die Fußballikone, die jahrelang in Japan spielte, bestritt in Berlin sein erstes Spiel als Trainer des FC Diabetologie und setzte damit das Vermächtnis seines Freundes und Mentors Christoph Daum erfolgreich fort. Christoph Daum ist im zurückliegenden Jahr verstorben.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht