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Warum Fische immer furzen

Autor: Erich Kögler

Viele Studien liefern keine brauchbaren Ergebnisse, sondern dienen lediglich dem Unterhaltungswert. Viele Studien liefern keine brauchbaren Ergebnisse, sondern dienen lediglich dem Unterhaltungswert. © fotolia/Nitr
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In seiner meinungsstarken Kolumne "Mit spitzer Feder" geht Erich Kögler regelmäßig mit allerlei Auswüchsen und Absonderlichkeiten der Medizinwelt hart ins Gericht. In seiner aktuellen Kolumne widmet er sich der Wissenschaft und ihrer mitunter sinnlosen Studien.

Fische furzen, um zu kommunizieren. Hamster werden depressiv, wenn sie bei Licht schlafen. Hochhackige Schuhe sind gut für den Orgasmus der Frau. Fruchtfliegen haben einen guten Grund, wenn sie Alkohol trinken. Achterbahnfahrten sind gut gegen Asthma. All diese Erkenntnisse sind das Ergebnis wissenschaftlicher Forschungen. Ein indischer Mediziner untersuchte sogar, wie sich eine eingeklemmte Vorhaut möglichst schmerzfrei aus einem Reißverschluss befreien lässt.

"Die Wissenschaft gibt uns Antworten auf Fragen, die wir nie gestellt haben"

Es ist nicht zu glauben, was da so alles untersucht wird und dann auf dem Schreibtisch des Redakteurs landet. Die Wissenschaft gibt uns Antworten auf unsere Fragen – allerdings auch auf die, die wir nie gestellt haben. Viele dieser Studien liefern keine brauchbaren Ergebnisse, sondern besitzen im besten Falle lediglich Unterhaltungswert. Es werden unzählige sinnlose Studien durchgeführt, mit Millionen finanziert, eigentlich wohl nur als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder weil eine Doktorandengruppe ein Thema benötigt. Viel Geld wird für "Fakten", die niemanden interessieren und die keiner braucht, zum Fenster rausgeschmissen.

Egal wie banal eine Fragestellung erscheinen mag, irgendwer fertigt dazu garantiert eine Studie an. Der Verdacht drängt sich auf, dass so mancher Experte nur darauf aus ist, seinen Namen in der Zeitung zu lesen – am besten mit einem schmeichelhaften Foto illustriert. Vielleicht steckt hinter der Vielzahl wahrhaft sinnloser Studien aber auch eine Art Verdrängungswettkampf zwischen den verschiedenen Forschungsinstituten. Und der Irrsinn geht munter weiter, denn nahezu täglich grüßt das Studien-Murmeltier.

"Nicht das Ergebnis ist der Skandal, sondern die Geldverschwendung"

Eine Studie der Pronova-BKK führte unlängst beispielweise zu einer völlig überraschenden Erkenntnis: Menschen, die auf dem Land leben, haben einen längeren Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus als Stadtbewohner. Wer hätte das gedacht? Nicht aber das Ergebnis der Studie ist der Skandal, sondern allein die Tatsache, dass für eine solche Studie Geld ausgegeben wurde, das letztendlich aus den Beiträgen der Versicherten stammt.

Diese und andere ähnlich bahnbrechende Resultate wissenschaftlicher Bemühungen werden zuhauf über Presseagenturen in die Redaktionen gespült oder in Internetforen mehr oder minder ernsthaft erörtert. Dieser Inflation verdankt die Medizin schließlich auch wertvolle Hilfestellung bei der Beratung der Patienten, weil wir zum Beispiel dank einer frühen Studie des Berufsverbandes Deutscher Internisten wissen, dass sich regelmäßiges Wandern positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt. Noch nicht erforscht ist in diesem Zusammenhang allerdings, wie viele Frauen in dieser Studie nur deshalb erfasst wurden, weil sie auf dem Weg ins nächste Schuhgeschäft waren, um sich neue High-Heels zu kaufen …

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