KI bedroht ärztliche Kompetenz Adenomdetektionsrate durch medizinisches Personal schlechter nach KI-Nutzung
Wer sich bei der koloskopischen Adenomsuche Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) holt, büßt womöglich diagnostische Fähigkeiten ein.
© Sansert - stock.adobe.com
Diese hatten an ACCEPT* teilgenommen, einer randomisierten Studie zur Screeningkoloskopie, die man datumsabhängig mit oder ohne zugeschaltete KI durchführte. In der aktuellen Arbeit wurde die Qualität der konventionellen Endoskopie in den drei Monaten vor und nach Einführung der KI zur Schleimhautbeurteilung verglichen.
Die Untersuchungen erfolgten durch 19 Ärztinnen und Ärzte, die im Durchschnitt seit etwa 28 Jahren endoskopierten und jeweils mehr als 2.000 Koloskopien durchgeführt hatten. In jedem Zentrum blieben die ersten 100 Koloskopien nach Etablierung der neuen Technik von der Analyse ausgeschlossen.
Im ersten Untersuchungszeitraum lag die Adenomdetektionsrate (ADR), also der Anteil an Koloskopien, bei denen ein oder mehrere Polypen entdeckt werden, bei 28,4 %, im zweiten nur noch bei 22,4 %. Der Unterschied von -6 % war signifikant, betont ein Autorenteam um Dr. Krystof Budzyn, Academy of Silesia, Kattowitz, und erinnert daran, dass die ADR ein Indikator für die diagnostische Kompetenz der/des Endoskopierenden ist.
Erfolg wegen nachlassender Fähigkeiten im Kontrollarm?
Einer großen Metaanalyse zufolge steigt die ADR um absolut 8 %, wenn die endoskopische Polypensuche computergestützt durchgeführt wird. Allerdings wecken die Erfahrungen aus Polen Zweifel an diesem Erfolg, heißt es in einem Kommentar von Omer Ahmad vom University College Hospital, London. Womöglich sei die Überlegenheit der neuen Technik der nachlassenden diagnostischen Kompetenz bei der konventionellen Koloskopie geschuldet. In den vorhandenen randomisierten Studien müsse man daher prüfen, ob in den Kontrollarmen Deskilling, also eine Dequalifizierung, eine Rolle gespielt habe.
Selbst erfahrene Kolleginnen und Kollegen sind gegen dieses Phänomen nicht gefeit und im frühen Berufsleben ist es womöglich noch stärker ausgeprägt, gibt der Kollege zu bedenken. Er warnt davor, sich an KI zu gewöhnen und sich von ihr abhängig zu machen, denn in unklaren Fällen sei weiterhin die menschliche Expertise erforderlich.
* Artificial Intelligence in Colonoscopy for Cancer Prevention Project
Quelle: 1. Budzyn K et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 2025; doi: 10.1016/S2468-1253(25)00133-5
2. Ahmad OF. Lancet Gastroenterol Hepatol 2025; doi: 10.1016/S2468-1253(25)00164-5