Anzeige

Kolorektale Tumoren Ballaststoffe gegen postoperative Komplikationen

Autor: Josef Gulden

10 g mehr Ballaststoffe pro Tag senkten das Risiko für Ereignisse um 25 %. 10 g mehr Ballaststoffe pro Tag senkten das Risiko für Ereignisse um 25 %. © iStock/piotr_malczyk
Anzeige

Kolorektale Karzinome werden – sofern sie nicht zu weit fortgeschritten sind – meist chirurgisch behandelt. Dabei treten in bis zur Hälfte der Fälle postoperative Komplikationen wie undichte Anastomosen, Infektionen oder ein Ileus auf. Unter den Faktoren, die das Risiko für solche Ereignisse erhöhen, ist die präoperative Aufnahme von Ballaststoffen bisher wenig untersucht.

Doch eine inadäquate Aufnahme von pflanzlichen Fasern kann unter anderem die Mukosabarriere schädigen und die Empfänglichkeit gegenüber Pathogenen erhöhen. Alles Faktoren, die für die Pathogenese postoperativer Komplikationen im Dickdarmbereich relevant sein könnten, wie Dr. Dieuwertje Kok von der Wageningen Universität und Kollegen schreiben. Sie rekrutierten deshalb zwischen 2010 und 2017 an elf Zentren in den Niederlanden 1.399 Patienten mit kolorektalen Karzinomen der Stadien I–IV, die sich einer Operation unterzogen.

Nur 400 von 1400 Patienten entwickelten Komplikationen

Alle Teilnehmer mussten einen 204 Posten umfassenden Fragebogen zu bevorzugt verzehrten Nahrungsmitteln ausfüllen. Die Aufnahme von Faserstoffen mit der Nahrung korrelierten die niederländischen Forscher mit dem Auftreten postoperativer Komplikationen insgesamt, chirurgischer Komplikationen und von Anastomoseninsuffizienzen.

Die Patienten waren durchschnittlich 66 Jahre alt. Komplikationen traten bei 397 der Teilnehmer auf. Die Forscher unterteilten sie in Ereignisse insgesamt (28 %) und chirurgische Probleme (17 %). Von den 1.237 vorgenommenen Anastomosierung wurden 5 % undicht.

Eine höhere Ballaststoffaufnahme um je 10 g/d reduzierte das Risiko für alle Ereignisse ebenso wie für chirurgische Komplikationen um jeweils etwa ein Viertel (OR 0,75; 95%-KI 0,62–0,92 bzw. OR 0,76; 95%-KI 0,60–0,97). Anastomoseninsuffizienzen wurden durch die Ernährung nicht beeinflusst. Bei einer Stratifizierung nach dem Geschlecht schienen vor allem Frauen einen Nutzen zu haben, während er bei den Männern nicht signifikant ausfiel (OR 0,64; 95%-KI 0,44–0,94 bzw. OR 0,79; 95%-KI 0,63–1,01). Die Aufnahme von Fasern aus Gemüse reduzierte das Risiko sowohl für Gesamt- als auch für chirurgische Komplikationen (OR 0,90; 95%-KI 0,83–0,99 bzw. OR 0,87; 95%-KI 0,78–0,97).

Bisher fokussieren Prähabilitationsprogramme vor einer OP insbesondere darauf, eine Mangelernährung durch die adäquate Aufnahme von Protein und Energie sowie spezifischer Vitamine und Mineralstoffe zu kompensieren.

Daten müssen zuerst noch verifiziert werden

Die Aufnahme einer entsprechenden Empfehlung für den Verzehr von Balaststoffen in dem Zeitraum zwischen Diagnose und OP eines Kolorektalkarzinoms wäre in die betreffenden Programme zu erwägen, so die Wissenschaftler. Vorher muss der in der Studie angedeutete Nutzen jedoch in Interventionsstudien bestätigt werden. 

Quelle: Kok DE et al. JAMA Surg 2021; 156: 827-835; DOI: 10.1001/jamasurg.2021.2311