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Bauchhypnose hilft bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Autor: Kathrin Strobel

Entspannt gegen die Entzündung im Darm? Entspannt gegen die Entzündung im Darm? © Crystal light – stock.adobe.com
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In der Therapie des Reizdarmsyndroms ist sie bereits etabliert. Dass die Bauchhypnose auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen für Linderung sorgen kann, dürfte vielen Ärzten aber noch unbekannt sein.

Hypnose kann, zusätzlich zur medikamentösen Therapie durchgeführt, die Beschwerden von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern. Davon ist Diplom-Psychologe Georg Tecker aus Hamburg überzeugt. Und die Ergebnisse erster Studien, in denen die Wirksamkeit der Methode untersucht wurde, geben ihm Recht.

So läuft die Bauchhypnose ab

Alles beginnt mit einem Informationstreffen. Danach lernen die Teilnehmer in acht bis zehn Sitzungen verschiedene Hypnoseanleitungen kennen, die zwischen zehn und dreißig Minuten dauern. Das kann z.B. eine „Körperreise“ sein, bei der die Bereiche des Körpers nacheinander „durchwandert“ werden. Durch die Hypnose werden positive innere Bilder erzeugt, die den Patienten zu mehr Gelassenheit und einer gesteigerten Selbstregulationsfähigkeit verhelfen sollen. Die Anleitungen können mittels Smartphone aufgenommen werden. Laut Georg Tecker üben etwa 50 % der Teilnehmer nach der letzten Sitzung zu Hause selbstständig weiter.

Der nächste Schub wird aufgeschoben

So zeigte eine Untersuchung mit Colitis-ulcerosa-Patienten bereits im Jahr 2013, dass die Bauchhypnose die Zeit zwischen zwei Krankheitsschüben signifikant verlängern kann: Während ohne Hypnose im Durchschnitt 282 Tage bis zur nächsten akuten Phase vergingen, kamen die Patienten aus der Hypnosegruppe auf durchschnittlich 360 Tage in Remission. In Hamburg läuft derzeit eine Pilotstudie hierzu, erklärte Tecker in einem Interview mit dem Hamburger Ärzteblatt. Bisher wurden in deren Rahmen 26 Patienten behandelt. Ersten Zwischenergebnissen zufolge besserten sich die abdominellen Schmerzen der Studienteilnehmer signifikant und mit großer Effektstärke. Auch die Entzündungsaktivität verringerte sich. Allerdings gibt es bislang noch keine randomisierte Kontrollgruppe, so Tecker einschränkend. Daher seien die Ergebnisse noch vorsichtig zu bewerten. Dass die Hypnose nicht nur das subjektive Befinden der Patienten beeinflusst, sondern auch die Entzündungswerte senkt, erklärt sich daraus, dass die Methode auf das vegetative Nervensystem und auf diesem Weg auch auf das Immunsystem wirkt, erläutert der Therapeut. Die Teilnehmer berichten häufig schon direkt nach der Bauchhypnose von einer Linderung ihrer Beschwerden. Offen bleiben die Fragen, welche Rolle hierbei das Gruppenerleben spielt und wie lange die Wirkung anhält. In Deutschland gibt es bislang nur wenige Bauchhypnosetherapeuten. Damit sich das ändert, arbeitet das Kompetenznetzwerk Psychotherapie bei Darmerkrankungen derzeit daran, eine entsprechende Ausbildung zu planen.

Quelle: Hamburger Ärzteblatt 2020; 1: 22-23