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Intensivierte Blutdrucksenkung Beeinflusst eine orthostatische Hypotonie die Behandlungsergebnisse?

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Hochdruckpatienten mit und ohne orthostatische Hypotonie profitieren offenbar gleichermaßen von einer intensiven Blutdrucksenkung. Hochdruckpatienten mit und ohne orthostatische Hypotonie profitieren offenbar gleichermaßen von einer intensiven Blutdrucksenkung. © megaflopp - stock.adobe.com
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Eine intensive anti­hypertensive Therapie senkt bei Hochdruckpatienten das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Gesamtmortalität. Das gilt auch für diejenigen, die gleichzeitig unter einer orthostatischen Hypotonie leiden.

Rund jeder zehnte Erwachsene mit zu hohem Blutdruck leidet an einer orthostatischen Hypotonie. Um Schwindel und Stürze zu vermeiden, wird insbesondere älteren Betroffenen oft von einer intensiven antihypertensiven Therapie abgeraten. Bei manchen Hochdruckpatienten setzen die behandelnden Ärzte beim Auftreten einer orthostatischen Hypotonie die Antihypertensiva sogar ab. Evidenz für diese Empfehlungen gibt es bisher jedoch nicht, schreiben Wissenschaftler um Dr. ­Stephen ­Juraschek von der Harvard Medical School in Boston. 

Unklar ist auch, ob eine bestehende orthostatische Hypotonie die schützenden Effekte einer intensiven Bluthochdrucktherapie in Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen beeinträchtigen könnte. Um dies zu klären, werteten die amerikanischen Forscher die Daten aus neun randomisierten Hochdruckstudien mit insgesamt 29.235 Patienten aus. Von den im Durchschnitt 69 Jahre alten Teilnehmern waren 31 % älter als 75 Jahre und 48 % weiblich. Im Sitzen lagen die durchschnittlichen Blutdruckwerte bei 155/82 mmHg, im Stehen bei 153/84 mmHg.

Blutdrucksenkung in jedem Fall vorteilhaft

Zu Studienbeginn wiesen 9 % der Teilnehmer eine orthostatische Hypotonie auf, definiert als Abfall des systolischen Blutdrucks um mindes­tens 20 mmHg und/oder des diastolischen Blutdrucks um mindestens 10 mmHg nach einem Positionswechsel vom Sitzen zum Stehen. Bei weiteren 5 % der Probanden wurde ein systolischer Blutdruck von 110 mmHg oder weniger oder ein dia­stolischer Blutdruck von 60 mmHg oder weniger im Stand festgestellt („Hypotonie im Stehen“). Die mediane Nachbe­obachtungszeit betrug vier Jahre. Als primären Endpunkt definierten die Autoren das Auftreten nicht-tödlicher kardiovaskulärer Ereignisse und die Gesamtmortalität

Die Auswertung ergab, dass eine intensivere Blutdruckbehandlung im Vergleich zu Placebo oder einer Standardbehandlung das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und die Gesamtmortalität bei Personen ohne orthostatische Hypotonie signifikant senkte (Hazard Ratio, HR, 0,81). Ähnliche Effekte wurden auch in der Gruppe mit bestehender orthostatischer Hypotonie festgestellt (HR 0,83). Bei Patienten mit Hypotonie im Stehen war die Risikoreduktion zwar nicht signifikant (HR 0,94), unterschied sich aber auch nicht nennenswert von der Risikoreduktion in der Gruppe ohne Hypotonie im Stehen.

Keine Angaben zu Schwindel, Stürzen und Synkopen

Damit profitieren Hochdruckpatienten mit und ohne orthostatische Hypotonie offenbar gleichermaßen von einer intensiven Blutdrucksenkung. Die Autoren weisen darauf hin, dass nicht-tödliche unerwünschte Ereignisse wie Schwindel, Stürze und Synkopen nicht im Mittelpunkt ihrer Metaanalyse standen. Inwiefern diese und andere Sicherheitsaspekte bei der antihypertensiven Behandlung von Patienten mit orthostatischer Hypotonie relevant sind, müssen künftige Studien klären.

Quelle: Juraschek SP et al. JAMA 2023; 330: 1459-1471; DOI: 10.1001/jama.2023.18497