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Brustkrebs in der Schwangerschaft Bei Diagnostik und Therapie so nah wie möglich am Standard bleiben

DKK 2022 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Bei einer schwangeren Brustkrebspatientin sollen sich Dia­gnostik und Therapie so nah wie möglich am Standardvorgehen orientieren. Bei einer schwangeren Brustkrebspatientin sollen sich Dia­gnostik und Therapie so nah wie möglich am Standardvorgehen orientieren. © mikumistock – stock.adobe.com
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Bestätigt sich bei einer schwangeren Frau der Verdacht auf ein Mammakarzinom, stellen sich viele Fragen. Dia­gnostik und Therapie sollten sich so nahe wie möglich am Standardvorgehen orientieren. Allerdings gibt es einige Besonderheiten zu beachten. 

Die jährlich aktualisierten Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, Kommission Mamma, bieten für die Diagnostik und Therapie der schwangeren Brustkrebspatientin eine gute Orientierungshilfe, betonte Prof. Dr. Christoph Mundhenke, Klinikum Bayreuth. Unproblematisch sei in der Schwangerschaft die bioptische Abklärung mit Lokal­anästhesie. Unter entsprechender Abschirmung des Abdomens könnten üblicherweise auch ein Röntgenthorax und eine Mammographie durchgeführt werden. Die Diagnostik mittels CT ist kontraindiziert ebenso wie die Skelettszintigrafie und die PET-CT. Eine MRT-Untersuchung sei nur ohne Kontrastmittel eine Option.

So nah wie möglich am Standart

Eine Bestrahlung ist kontrainduziert und müsse auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschoben werden. Ab dem zweiten Trimenon – nach Abschluss der Organogenese des Kindes – könne jedoch ein Großteil der Chemotherapien durchgeführt werden. Kontraindiziert seien während der Schwangerschaft zielgerichtete Behandlungen, inklusive endokrine Therapien, anti-HER2-gerichtete Substanzen sowie Checkpoint- und PARP-Inhibitoren. Zum Teil gebe es nicht genügend Daten, für viele dieser Wirkstoffe seien aber auch Reproduktionstoxizitäten beschrieben. Letzteres gelte auch für Bisphosphonate und Denosumab. Trastuzumab gehe mit einem erhöhten Risiko für eine Plazenta-Insuffizienz sowie für Oligo-/ und Anhydramnien einher. Letztere könnten zu Nierenfunktionsstörungen beim Kind führen, beschrieben seien auch pulmonale Hypoplasien und eine Wachstumsretardierung.

Biopsie mit Farbstoffblau ist kontrainduziert

Wichtig für das operative Vorgehen: Eine Sentinel-Node-Biopsie in der Schwangerschaft sei nur mit Technetium-99m möglich, so Prof. Mundhenke. Die Strahlenbelastung sei niedrig, sodass von keiner Gefährdung auszugehen ist. Die Dosis sollte möglichst klein gehalten werden, weshalb man das Ein-Tagesprotokoll bevorzugen solle. Bei der Sentinel-Lymphonodektomie ist Farbstoffblau kontraindiziert.

In den seltensten Fällen, so Prof. Mundhenke, sei das Mammakarzinom ein Grund, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden. Die Prognose der Mutter werde dadurch nicht verbessert. Wenn möglich, sollte die Schwangerschaft bis zur entsprechenden kindlichen Reife fortgesetzt werden. Die Frühgeburtlichkeit sei ein großer Risikofaktor für das Kind. Ziel sei es, die Entbindung in einer geplanten Situation vorzunehmen und die zytotoxische Behandlung so zu timen, dass die Patientin nicht im Leukozytennadir nach Chemotherapie entbindet, sondern eine Schutzzeit zwischen Chemotherapie und Entbindung besteht, betonte Prof. Mundhenke. Da die Chemotherapie danach meist fortgesetzt und oftmals um weitere systemische Behandlungen oder eine Bestrahlung erweitert wird, sollte die Patientin abstillen. 

Quelle:
Mundhenke C. DKK 2022; Vortrag „Die schwangere Patientin“