Im Schatten des Coronavirus Bei Post COVID kann supportive Psychotherapie die Lebensqualität bessern

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Der subjektive Nutzen der psychotherapeutischen Angebote und die Zufriedenheit der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten sind hoch. Der subjektive Nutzen der psychotherapeutischen Angebote und die Zufriedenheit der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten sind hoch. © jirsak – stock.adobe.com

Post COVID raubt Kraft und Klarheit, mitunter auch die psychische Gesundheit. Ein multimodaler Behandlungsansatz kann die Betroffenen zurück ins Leben bringen.

Viele Patientinnen und Patienten, die an COVID-19­ erkrankt waren, haben noch Monate oder gar Jahre nach Abklingen der Infektion deutliche Einschränkungen. Typische Beschwerden sind Fatigue, geringe Belastbarkeit, Dyspnoe und kognitive Einbußen. Schätzungen zufolge kommt es nach rund jeder zehnten SARS-CoV-2-­Infektion zu einem solchen Post-COVID-Syndrom.

Oft leiden die Betroffenen zusätzlich unter ernsten psychischen Pro­blemen wie Depressionen und Angststörungen. Daher ist bei vielen eine ergänzende psychosomatische und psychotherapeutische Behandlung erforderlich, schreibt Dr. Verena­ Zimmermann-Schlegel­ von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg. Angezeigt ist das insbesondere dann, wenn psychische Komorbiditäten vorliegen oder starke Einschränkungen in der Bewältigung des Alltags bestehen. Mitunter ist auch die subjektive Belastung so groß, dass schon aus diesem Grund die Lebensqualität gemindert ist. Die Expertin setzt bei der Behandlung von Menschen mit Post COVID auf ein multimodales Konzept, das als psychotherapeutische Elemente kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Ansätze und Entspannungsverfahren umfasst.

Rehakliniken arbeiten mit multimodalen Konzepten

Mittlerweile gibt es Rehabilitationskliniken, die auf die Behandlung bei Post COVID­ spezialisiert sind. Als wirksam erwiesen hat sich in diesem Umfeld die Kombination verhaltenstherapeutischer Elemente mit Physiotherapie. So ließen sich in einer Untersuchung mit 51 Post-COVID-Betroffenen Depressivität, Aktivitätslevel und Teilhabe dank eines multimodalen Rehabilitationskonzepts aus Psychotherapie, angepasstem Training sowie Körper-, Entspannungs- und Atemübungen deutlich verbessern.

Einzel- oder Gruppentherapien zielen darauf ab, dass sich die Kranken zusammen mit dem Therapeutenteam bzw. im Austausch mit anderen Strategien zur Krankheits- und Alltagsbewältigung sowie ein praktikables Energiemanagement aneignen. Es gibt Hinweise, dass die Betroffenen hinsichtlich Fatigue und Krankheitsverarbeitung speziell von einer supportiven Psychotherapie in der Gruppe profitieren könnten. Wie hilfreich Einzelsitzungen in diesem Zusammenhang sind, wird zurzeit in der multizentrischen Studie ­PsyLoCo geprüft.

Viele der Kranken sind symptombedingt nur eingeschränkt mobil, mitunter auch ans Haus oder gar das Bett gebunden. Als Alternative zu einer ambulanten Behandlung versprechen dann digitale Interventionen Hilfe. Die Angebote umfassen digitale Anwendungen wie Sym­ptomtagebücher, psychoedukative Videos und digitale Gruppensitzungen. Ihr Vorteil: Sie stehen unabhängig von Wohnort, der Belastbarkeit der Betroffenen und der Infrastruktur zur Verfügung.

Der subjektive Nutzen der psychotherapeutischen Angebote und die Zufriedenheit der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten sind hoch, berichtet die Autorin. Um die Verfahren aber objektiv beurteilen und die Konzepte in die Versorgungslandschaft integrieren zu können, benötige man belastbare Daten aus kontrollierten Studien.

Quelle: Zimmermann-Schlegel V. internistische Praxis 2025; 68: 463-469