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Intensivpatienten Besuche senken Risiko für psychische Folgeerkrankung

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Für die besuchten Patienten eragab sich eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken. (Agenturfoto) Für die besuchten Patienten eragab sich eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken. (Agenturfoto) © iStock/gorodenkoff
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Ein Aufenthalt auf der Intensivstation hinterlässt Spuren: So entwickeln Betroffene danach häufiger eine psychische Erkrankung. Wie oft dies vorkommt und ob Besuche bei den Intensivpatienten das Risiko senken hat eine kanadische Studie untersucht.

Viele Patienten, die eine kritische Erkrankung mit Aufenthalt auf einer Intensivstation überlebt haben, entwickeln nach der Entlassung psychiatrische Erkrankungen. Ob Besuche durch Verwandte oder Freunde auf der Intensivstation das Risiko möglicherweise senken können, haben nun kanadische Wissenschaftler untersucht. Dafür analysierten sie die Daten von 14.344 erwachsenen Patienten, die zwischen 2014 und 2017 in der Provinz Alberta auf eine Intensivstation aufgenommen wurden und dort mindestens drei Tage verbracht hatten. Wie sich zeigte, erhielten 96 % (13.771) von ihnen Besuch, 4 % (573) nicht. Dabei waren die besuchten Patienten im Schnitt kränker und mussten länger auf der Intensivstation bleiben als die nicht-besuchten.

Vor allem Depressionen und Angststörungen

Wie die Autoren berichten, wurde je bei gut einem Drittel in dem Jahr nach der Entlassung eine psychia­trische Erkrankung neu diagnostiziert, an der sie in den fünf Jahren vor dem Intensivaufenthalt nicht gelitten hatten. Am häufigsten waren Angststörungen und Depressionen. Nachdem mithilfe verschiedener Adjustierungen die Ungleichheiten zwischen beiden Gruppen herausgerechnet worden waren, ergab sich für die besuchten Patienten eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken, um 21 %.

Quelle: Moss SJ et al. Chest 2022; DOI: 10.1016/ j.chest.2022.02.051