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Bipolare Störungen Chance auf frühe Unterstützung

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Patient:innen, die nach den BAR-Kriterien ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung aufweisen, sollten die Möglichkeit einer präventiven Unterstützung erhalten. Patient:innen, die nach den BAR-Kriterien ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung aufweisen, sollten die Möglichkeit einer präventiven Unterstützung erhalten. © Benjavisa Ruangvaree – stock.adobe.com
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Ist das Risiko für eine bipolare Störung bekannt, lässt sich der Entwicklung der Erkrankung gegensteuern. Die sogenannten BAR-Kriterien helfen dabei. Die Risikovorhersage funktioniert auch über den langen Zeitraum von 13 Jahren hinweg.

Wird das Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung beizeiten erkannt, eröffnen sich neue Möglichkeiten für Monitoring und präventive Unterstützung. In einer prospektiven Untersuchung konnten die sogenannten BAR*-Kriterien (s.u.) das erhöhte Risiko für das Auftreten einer bipolaren Störung über einen Zeitraum von bis zu 13 Jahren voraussagen.

Jeder Zweite hatte ein erhöhtes Risiko

Eingeschlossen in die Studie waren 60 Jugendliche und junge Erwachsene, die zwischen 2008 und 2010 bei einer Beratungsstelle in Melbourne aufgrund von psychischen Problemen mit Blick auf Stimmung, Persönlichkeit und Substanzmissbrauch Hilfe gesucht hatten. Bei ihnen war das Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung anhand der BAR-Kriterien ermittelt worden: Anzeichen für eine Manie unterhalb der diagnostischen Schwelle, Zyklothymie, Depression unterhalb der diagnostischen Schwelle, bipolare Störungen bei Familienangehörigen. 

Zu Beginn der Auswertung im Jahr 2020 waren die Teilnehmer im Durchschnitt 33 Jahre alt, 80 % waren Frauen. 28 Personen wiesen laut der BAR-Kriterien zu Untersuchungsbeginn ein Risiko für eine bipolare Störung auf. Im Beobachtungszeitraum entwickelten acht von ihnen tatsächlich eine (29 % der Risikogruppe). In der Kontrollgruppe hingegen erkrankte niemand. Der Anteil von Teilnehmern, bei denen eine bipolare Störung festgestellt wurde, war in der ersten Hälfte des Follow-up-Zeitraums ebenso hoch wie in der ­zweiten.

Betroffene dürften von Überwachung profitieren

Diese neue Auswertung ergänzt eine ältere, die bereits gezeigt hatte, dass die BAR-Merkmale über einen damals kürzeren Zeitraum von ein bis zwei Jahren ein erhöhtes Risiko für eine bipolare Störung voraussagen können. Nach Einschätzung der Studienautoren dürften Hilfesuchende, die die Kriterien erfüllen, von einer anhaltenden Überwachung und präventiven Unterstützung profitieren. Für den Einsatz in der Praxis müssen nun die langfristigen prädiktiven Eigenschaften und die Genauigkeit des Verfahrens geprüft werden.

* bipolar at-risk

Quelle: Ratheesh A et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e2334078; DOI: 10.1001/­jamanetworkopen.2023.34078