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Rückenschmerzen Die Pharmakotherapie von Schmerzen ist wenig effizient

Autor: Anna Millenaar

In 85 % der Fälle lässt sich die Ursache der Schmerzen nicht genau ermitteln. In 85 % der Fälle lässt sich die Ursache der Schmerzen nicht genau ermitteln. © Iryna – stock.adobe.com
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Wirkt bei Rückenschmerzen das erste Analgetikum nicht, kann man auf das zweite oder dritte zurückgreifen. Doch große Auswahl heißt nicht zwangsläufig große Erfolgschance.

Bei unspezifischen Schmerzen im unteren Rückenbereich (low back pain, LBP) sind Analgetika therapeutischer Standard. Auf richtig sicheren Füßen steht die Evidenz dafür aber nicht, wie ein aktuelles  Cochrane-Review ergab. Aus allen verfügbaren systematischen Reviews über randomisierte, kontrollierte Studien haben die Autoren die Wirksamkeit und Sicherheit von systemischen medikamentösen Optionen herausgearbeitet.

Die eingeschlossenen Reviews enthielten Daten zu sechs verschiedenen Medikamentenklassen: Paracetamol, NSAR, Muskelrelaxanzien, Benzodiazepine, Opioide und Antidepressiva. Die untersuchten Endpunkte waren Schmerzintensität, Funktion und Sicherheit. Von den sieben eingeschlossenen Reviews, die 103 Studien mit insgesamt 22.238 Patienten umfassten, stuften die Autoren fünf als qualitativ hochwertig ein.

Der Auswertung zufolge reduzieren NSAR und Muskelrelaxanzien den Schmerz bei akutem unspezifischem LBP im Vergleich zu Placebo nur gering und kurzfristig (weniger als drei Monate), gehen dafür jedoch mit unerwünschten Nebenwirkungen einher. Paracetamol zeigte zwar keine solchen Nebenwirkungen, aber auch keine positiven Effekte.

Was den chronischen unspezifischen Schmerz im unteren Rücken betrifft, können Opioide die Schmerzen kurzfristig lindern, sind aber beispielsweise mit Übelkeit, Kopfschmerzen, Obstipation und Schwindel assoziiert. Ohne negative Begleiterscheinungen dämpfen NSAR mittelfristig (drei bis maximal zwölf Monate) die Beschwerden. Antidepressiva erzielten bei chronischem LBP keinerlei Effekte. 

Die Autoren betonen die insgesamt nur geringe Evidenz, da keine Therapie mit „hoher“ oder „moderater“ wissenschaftlicher Sicherheit einer Placebotherapie überlegen ist. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei der pharmako­logischen Therapie des akuten und chronischen LBP sollte also sorgfältig und individuell geprüft werden.

Quelle: Cashin AG et al. Cochrane Database Syst Rev 2023; 4: CD013815; DOI: 10.1002/14651858.CD013815.pub2