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Distale Radiusfraktur Die richtige Weiche für die Speiche

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Generell lässt sich mit der OP eine bessere Reposition der Frakturenden erzielen. Generell lässt sich mit der OP eine bessere Reposition der Frakturenden erzielen. © iStock/solar22
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Bei einer distalen Radiusfraktur lassen sich die Bruchenden operativ besser adaptieren als durch geschlossene Reposition. Für Ältere scheint sich das aber nicht auszuzahlen.

Bei dislozierten distalen Radiusfrakturen gibt es zwei gängige Therapiekonzepte: operativ, meist mittels palmarer Plattenosteosynthese, oder konservativ mit geschlossener Reposition und Gips. Generell lässt sich mit der OP eine bessere Reposition der Frakturenden erzielen. Doch bei Älteren über 60 Jahre hat man gesehen, dass die Osteosynthese nach zwölf Monaten keine Vorteile im Hinblick auf Schmerz und Funktion hatte.

Das Team um Dr. Andrew Lawson vom Whitlam Orthopaedic Research Centre in Sydney untersuchte nun, wie es in dieser Altersgruppe nach zwei Jahren aussah. Die Forscher konnten fast alle Teilnehmer einer primären, teils randomisierten, teils Beobachtungsstudie kontaktieren, in der operative und konservative Ergebnisse bei über 60-Jährigen verglichen wurden. Nach einem Jahr hatten beide Methoden gleichauf gelegen.

Nur ein signifikanter Unterschied

Für die Auswertung zogen sie den Patient-Rated Wrist Evaluation(PRWE)-Fragebogen heran, der Schmerzen und Funktionalität der Hand bewertet. Auch jetzt, zwei Jahre nach dem Eingriff, fanden sich kaum Differenzen im Gesamtscore zwischen ehemals chirurgisch und konservativ behandelten Patienten (13,6 vs. 15,8 Punkte). Es gab nur einen signifikanten Unterschied: Operierte Teilnehmer beurteilten ihre Therapie als erfolgreicher. Über die Gründe, so die Forscher, könne man nur spekulieren – möglicherweise halten viele Menschen generell eine OP für die bessere Therapie.

Der plastische Chirurg Dr. Kevin Chung von der University of Michigan in Ann Arbor gibt etwas anderes zu bedenken: Fitte Menschen über 60 Jahre haben die gleichen Ansprüche an ihre Handfunktionen wie 45-Jährige und wollen keine Dislokationen riskieren. Von daher fordert Dr. Chung einen individuellen Ansatz: Chirurgen sollten ihre Kranken nicht nur nach dem chronologischen Alter beurteilen, sondern nach ihrer tatsächlichen Fitness und die Therapieentscheidung daran sowie an die individuellen Bedürfnisse anpassen.

Quellen:
1. Lawson A et al. JAMA Surg 2022; DOI: 10.1001/jamasurg.2022.0809
2. Chung KC. JAMA Surg 2022; DOI: 10.1001/jamasurg.2022.0810