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Ehemalige Fußballprofis leiden fünfmal häufiger an Demenz

Autor: Michael Brendler

Demenz vom Kopfball? Die Ergebnisse sollten trotzdem keine Ängste schüren. Demenz vom Kopfball? Die Ergebnisse sollten trotzdem keine Ängste schüren. © iStock/decisiveimages
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Dem Hirn tut man mit Kontaktsportarten wie American Football keinen Gefallen – Profispieler müssen mit einem erhöhten Risiko für eine chronische traumatische Enzephalopathie leben. Für das Gedächtnis professioneller Fußballspieler sieht es nicht viel besser aus.

Bis zu zwölfmal köpft ein Fußballer pro Spiel. Das sind zwar keine massiven Traumen, die Schläge auf den Kopf bleiben aber nicht folgenlos. Denn für die chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) sind weniger die seltenen harten Ballkontakte mit dem Kopf verantwortlich, die ein Spieler in seiner Karriere erlebt. Stattdessen sollen vor allem die vielen symptomlosen kleinen Gehirnverletzungen über den langen Zeitraum der Berufstätigkeit die zahlreichen CTE-Fälle erklären, die bei Untersuchungen verstorbener Fußballprofis auffallen.

Ein solcher Zusammenhang müsste sich doch in den Todesursachen und den Medikamentenverschreibungen nach dem Karriere­ende eines Fußballers widerspiegeln, haben sich Dr. Daniel F. Mackay von der Universität Glasgow und Kollegen gedacht. Die Wissenschaftler haben deshalb in einer retrospektiven Kohortenstudie die Daten von 7676 ehemaligen schottischen Profi­kickern mit denen von 23 028 passenden Kontrollpersonen verglichen.

Demnach haben Berufsfußballer ein mehr als dreimal höheres Risiko, mit einer neurodegenerativen Krankheit zu sterben. Die Wahrscheinlichkeit, zum Todeszeitpunkt an Alzheimer zu leiden, ist bei ihnen sogar fünfmal so hoch wie in der Normalbevölkerung. Auch Demenzmedikamente werden ihnen deutlich häufiger verschrieben. Allerdings müssen sie auch seltener mit einer todbringenden ischämischen Herzkrankheit oder einem tödlichen Lungentumor rechnen (minus 20 % bzw. 47 %). Zudem werden Torhütern im Vergleich zu Feldspielern deutlich seltener Demenzmedikamente verordnet (minus 59 %).

Diese Ergebnisse dürften nun keinesfalls Ängste bei Spielern, Eltern und Trainern schüren. Die Erhebung könne generell keine kausale Beziehung zwischen Kopfballstößen und Demenz herstellen, stellt Professor Dr. Peter Berlit in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie klar. Der gesundheitliche Nutzen des Sports überwiege die Risiken deutlich.

Quelle: Mackay DF et al. N Engl J Med 2019; 381: 1801-1808; DOI: 10.1056/NEJMoa1908483