
Kostenträger müssen überzeugt werden Evidenz spricht für Biofeedback bei analer Inkontinenz

Bei analer Inkontinenz verweigern Krankenkassen teilweise die Kostenübernahme für eine Biofeedbacktherapie (BFT). Gleichzeitig fordern sie aber eine erfolglose BFT als Voraussetzung für weiterführende Maßnahmen zur Behandlung, berichtete Dr. Erik Allemeyer vom Franziskus-Hospital Harderberg.
Seine eigenen Erfahrungen sprechen für die Kombination von Biofeedback und Beckenbodengymnastik bei analer Inkontinenz. 48 % der von einer analen Inkontinenz Betroffenen mit der Indikation zur primär konservativen Therapie wurden in seinem Zentrum mit der Kombination erfolgreich behandelt. Außer weiteren konservativen Optionen wie Ernährungsberatung und Flohsamenschalen erhielten sie keine weiteren Therapien.
Es lohnt sich, bei den Kassen hartnäckig zu bleiben
Die Kostenübernahme für die Biofeedback-Therapie von 400 bis 600 Euro lehnten die Krankenkassen allerdings primär bei 19 % der Betroffenen ab. Definitive Ablehnungen erfolgten aufgrund von Widersprüchen, Stellungnahmen und erweiterten Sprechstundenbriefen schlussendlich nur bei 2 %. Die konsequente Durchsetzung der Kostenübernahme der BFT hält Dr. Allemeyer für eine wichtige ärztliche Aufgabe. Verordnet werden können nur Produkte, die im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sind.1Die Kostenübernahme für fünf bis sechs Anwendungen Beckenbodengymnastik nach dem Heilmittelkatalog wird dagegen in der Regel problemlos bewilligt. Man sollte dabei aber auf Physiotherapeutinnen und -therapeuten mit spezieller Weiterbildung zur Therapie der analen Inkontinenz achten, empfahl Dr. Allemeyer.
Als Argument für die Verordnung von Beckenbodentraining plus BFT kann unter anderem die Leitlinie der United European Gastroenterology angeführt werden. Beckenbodengymnastik mit und ohne Biofeedback werden dort als Optionen der Erstlinientherapie empfohlen. Übersichtsarbeiten attestieren der BFT bei analer Inkontinenz hinsichtlich ihrer Wirksamkeit ein Evidenzlevel bis zum Grad IB. Vor allem ist belegt, dass die Biofeedback-Therapie mit der Beckenbodengymnastik kombiniert der alleinigen Gymnastik zur Therapie der Stuhlinkontinenz überlegen ist. Das ist ein Unterschied zur Harninkontinenz, erklärte Dr. Allemeyer. Bei Darminkontinenz gibt es keine gute Evidenz für die Wirksamkeit der Beckenbodenübungen alleine.
Eine Manometrie führt Dr. Allemeyer vor der Verordnung der Biofeedback-Therapie mit Beckenbodengymnastik nicht durch. Ihm genügt die klinische Diagnose und eine Untersuchung mit Endosonografie.
Quellen:
1. hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home, Untergruppe 15.25.19
2. 51. Deutscher Koloproktologen-Kongress