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MS-Progress Ganz ohne teure Technik

Neurowoche 2022 Autor: Friederike Klein

Bei SPMS- und PPMS-Patienten mit Evidenz für einen Behinderungsprogress (EDP) in den letzten zwei Jahren zeigte sich eine Verschlechterung der depressiven Symptome im Beck-Depressions-Inventar II. Bei SPMS- und PPMS-Patienten mit Evidenz für einen Behinderungsprogress (EDP) in den letzten zwei Jahren zeigte sich eine Verschlechterung der depressiven Symptome im Beck-Depressions-Inventar II. © Zerbor‒ stock.adobe.com
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Wie wird sich eine Multiple Sklerose innerhalb von zwei Jahren entwickeln? Dies lässt sich im Einzelfall offenbar anhand patientenberichteter Endpunkte voraussagen.

Patientenberichtete Endpunkte liefern relevante Informationen über den Progress bei Multipler Sklerose. Außerdem helfen die PROMs (patient reported outcome measures) dabei, diesen vorherzusagen, erklärte Dr. Ahmed Abdelhak von der Universität Ulm. 

Bisher sind die typischen für Betroffene relevanten Endpunkte wie Fatigue, Depression oder Verschlechterung der Lebensqualität zwar kein Teil der Progressdefinition. In dem MS-Register EmBioProMS zur Untersuchung von MS-Biomarkern im Blut werden sie aber mit erhoben. Bei SPMS- und PPMS-Patienten mit Evidenz für einen Behinderungsprogress (EDP) in den letzten zwei Jahren zeigten sich eine Verschlechterung der depressiven Symptome im Beck-Depressions-Inventar II, eine Zunahme der MS-bedingten Einschränkungen nach der Multiple Sclerosis Impact Scale (MSIS-29) sowie ein Trend hin zu stärkerer Fatigue. Dr. Abdelhak ist der Überzeugung, dass mithilfe von PROMs-Schwellenwerten die Diagnose des Krankheitsprogresses unterstützt werden kann. Bei Werten oberhalb der 90. Perzentile in einem der PROMs war die Wahrscheinlichkeit für eine EDP in den vorangegangen zwei Jahren 3,8-fach erhöht. 

Die Validierung der Befunde erfolgte anhand von Daten der Placebogruppe der Studie ORATORIO, bei der allerdings der Gesundheitsfragebogen Short Form 36 zur Erfassung der Lebensqualität eingesetzt wurde. Bei Patienten mit gesichertem Krankheitsprogress im Studienzeitraum hatte sich der Skalenwert für physische Komponenten nach 120 Wochen signifikant gegenüber dem Ausgangswert verschlechtert. Ein schlechterer Skalenwert der körperlichen Funktion zu Beginn war zudem mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Akkumulation von Behinderung assoziiert. 

PROMs können also helfen, Behinderungsprogression über 120 Wochen unabhängig von Schüben vorherzusagen, meinte Dr. Abdelhak. Der Vorteil dieser Endpunkte liegt auf der Hand: Sie sind ökonomisch effizient einsetzbar und können immer wieder evaluiert werden.

Kongressbericht: NEUROWOCHE 2022