Hepatitis-Infektionen 2024 im Check HBV & HCV: Neuerkrankungen weiter auf hohem Niveau

Autor: Angelika Bischoff

Trotz leichtem Rückgang bleiben Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen 2024 in Deutschland alarmierend hoch. Trotz leichtem Rückgang bleiben Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen 2024 in Deutschland alarmierend hoch. © Arif_Vector - stock.adobe.com

Trotz leichtem Rückgang bleiben Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen 2024 in Deutschland alarmierend hoch. Männer und Großstädte sind besonders betroffen.

Die Zahlen gemeldeter Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Infektionen haben 2024 nach einem starken Anstieg in den beiden Vorjahren wieder leicht abgenommen. Trotzdem gab es noch immer zwei- bis dreimal so viele Neuerkrankungen wie im Jahr 2021.

Insgesamt 22.126 Infektionen mit  dem Hepatitis-B-Virus (HBV) und 9.624 mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 2024 gemeldet. Dies bedeutet eine Abnahme um 5 % bzw. 8 % im Vergleich zum Vorjahr. Von den gemeldeten HBV-Infektionen waren 1.030 akut, 10.061 chronisch und in 11.035 Fällen war das Infektionsstadium unbekannt. Der Anteil akuter Infektionen hält sich mit 5 % im Vergleich zum Vorjahr in etwa auf konstantem Niveau.

Am verlässlichsten ist die Labordiagnostik

Angaben zu „klinischen Symptomen“ lagen laut RKI für 2.126 gemeldete Fälle vor. Bei 55 % waren die Serumtransaminasen erhöht, 32 % gingen mit Oberbauchbeschwerden und 13 % mit einem Ikterus einher. Die meisten gemeldeten HBV-Infektionen wurden labordiagnostisch nachgewiesen, aber erfüllten nicht die klinischen Kriterien oder das klinische Bild war unbekannt.

Das Bundesland mit der niedrigsten Meldeinzidenz pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern war Sachsen (11). Auch die anderen neuen Bundesländer bewegten sich deutlich unter 20/100.000. Die fünf Länder mit den höchsten Meldeinzidenzen waren Hamburg (73), Bremen (49), Berlin (36), Rheinland-Pfalz (34) und das Saarland (32).

Für Männer lag die Meldeinzidenz insgesamt höher als für Frauen (31 vs. 22/100.000). Bei beiden Geschlechtern fand sich die höchste Inzidenz in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren. Bei den unter 15-Jährigen betrug sie nur 0,4/100.000, bei Kindern im ersten Lebensjahr 0,9/100.000. Diese Fälle wurden wahrscheinlich größtenteils perinatal übertragen. Angaben zum wahrscheinlichsten Übertragungsweg lagen nur in 3 % der Meldungen vor. An erster Stelle stand das Zusammenwohnen mit einem HBV-Träger, gefolgt von intravenösem Drogenkonsum und sexueller Transmission. 

Bei den Hepatitis-C-Infektionen waren Informationen zum Infektionsstadium bei 43 % der gemeldeten Fälle vorhanden. Als akut wurden davon 19 % betrachtet, die restlichen als chronisch. In 1.539 Fällen enthielten die Meldungen Angaben zu „klinischen“ Symptomen: 65 % erhöhte Serumtransaminasen, 28 % Oberbauchbeschwerden und 7 % ikterischer Verlauf.

HCV-Inzidenz bei Männern doppelt so hoch

Wiederum fanden sich die niedrigsten Inzidenzen in den neuen Bundesländern, angeführt von Sachsen (5,8/100.000). Über der bundesweiten Inzidenz von 11,4/100.000 bewegten sich u. a. Bremen (24,6), das Saarland (19,9), Hamburg (17,7) und Berlin (15,2). Männer wiesen in fast allen Altersgruppen eine fast doppelt so hohe Inzidenz auf wie Frauen – fast die Hälfte aller gemeldeten HCV-Infektionen betraf Männer zwischen 30 und 59 Jahren. Die Inzidenz bei Kindern < 15 Jahren betrug 0,3/100.000, bei 15 bis 19 Jahre alten Jugendlichen 1,3/100.000.

Zum mutmaßlichen Übertragungsweg gab es in 19 % der Fälle Informationen. Ganz vorne stand mit 61 % der i. v. Drogenkonsum gefolgt vom Erhalt von Blutprodukten, hetero- oder homosexueller (zwischen Männern) Transmission, Piercings, einer Wohngemeinschaft mit einem Virusträger und beruflicher Exposition.

In rund der Hälfte der gemeldeten HBV- und HCV-Fälle gab es Angaben zum Geburtsland der Infizierten. Für HBV-Fälle mit bekanntem Geburtsland entfielen 20 % auf Deutschland, 10 % auf die Türkei und jeweils 5 % auf Rumänien, die Ukraine und Afghanistan. Der Großteil (54 %) betraf andere Länder. Von den an Hepatitis C Erkrankten mit bekanntem Geburtsland stammten 40 % aus Deutschland und 22 % aus der Ukraine. Die übrigen hatten eine andere ausländische Herkunft.

Die Krankheitslast durch HBV- und HCV-Infektionen ist trotz des leichten Rückgangs von 2023 bis 2024 immer noch hoch, hebt das RKI hervor. Die vorhandenen effektiven Präventions- und Therapieoptionen gegen beide Hepatitisformen müssen noch stärker genutzt und insbesondere Risikogruppen niederschwellig angeboten werden.

Quelle: Hermanns S et al. Epid Bull 2025; 30: 3-16;  doi: 10.25646/13292.2