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Jeder Zehnte zwischen 14 und 21 Jahren hatte bereits Suizidgedanken

Autor: Dr. Judith Lorenz

Einige der Befragten haben bereits über einen Selbstmord nachgedacht oder ihn sogar schon geplant. Einige der Befragten haben bereits über einen Selbstmord nachgedacht oder ihn sogar schon geplant. © iStock/D-Keine
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Fast 10 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon über Selbstmord nachgedacht. Etwa 3 % ließen den Gedanken auch Taten folgen.

Der Übergang ins Erwachsenenalter gilt bezüglich der Suizidalität als kritische Phase, berichten Catharina Voss, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden, und Kollegen. Um die Situation in Deutschland und die zeitliche Dynamik zu beleuchten, interviewten sie 1180 Dresdner zwischen 14 und 21 Jahren. Die 685 weiblichen und 495 männlichen Studienteilnehmer wählten sie zufällig aus dem Melderegister aus.

Suizidales Verhalten war bei insgesamt rund 12 % der Befragten vorhanden: Etwa 11 % berichteten, in ihrem Leben bereits einmal über einen Suizid nachgedacht zu haben, 5 % der Teilnehmer hatten bereits einen Selbstmord geplant und etwas mehr als 3 % versucht, diesen Plan umzusetzen. Mädchen und junge Frauen erwiesen sich insgesamt als stärker gefährdet.

Die Schätzungen lassen darauf schließen, dass sich suizidale Tendenzen bereits bei etwa Zehnjährigen manifestieren und ihren ersten Höhepunkt bei den 13- bis 14-Jährigen erreichen. Selbstmordgedanken beschäftigen die Betroffenen meist über einen längeren Zeitraum. In der Umfrage mündeten sie bei fast jedem Zweiten in einem Plan, bei jedem Fünften endete das Vorhaben in einem Suizidversuch. Idee und Umsetzung lagen dabei in der Regel innerhalb desselben Jahres.

Smartphones eröffnen Interventionsmöglichkeiten

Das Zeitfenster, um suizidale Tendenzen bei Jugendlichen zu erkennen und gezielt zu unterbrechen, ist klein, schließen die Experten. Diesbezüglich sehen sie in Deutschland einen dringenden Handlungsbedarf. Ihrer Einschätzung nach eröffnen insbesondere Smartphone-Technologien vielversprechende (mobile) Interventionsmöglichkeiten.

Quelle: Voss C et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e1914386; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.14386


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