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Einschlafhilfe Baldrian Keine objektive Wirkung nachweisbar

Autor: Dr. Vera Seifert

Baldrian unterstützt vor allem durch die subjektive Verbesserung der Schlafqualität. Baldrian unterstützt vor allem durch die subjektive Verbesserung der Schlafqualität. © Victoria – stock.adobe.com
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Baldrian wird häufig gegen Schlafstörungen verordnet, obwohl Fachgesellschaften es dafür nicht empfehlen. Ein neuer Umbrella-Review bestätigt diese Position.

Etwa jeder Dritte klagt über gestörten Schlaf. Zu den subjektiv empfundenen Folgen gehören eine geringere Energie und Wachheit am Tag. Zudem sind kardiovaskuläre, metabolische und psychische Erkrankungen bis hin zur erhöhten Mortalität mit einer Insomnie assoziiert, schreiben Valéria Valente vom Universitätsklinikum Aveiro und Kollegen. 

Amerikanische und europäische Fachgesellschaften empfehlen eine kognitive Verhaltenstherapie als First-Line-Behandlung. Bei Patienten sind allerdings Baldrianpräparate sehr beliebt. Die Evidenz für deren Einsatz war bislang schwach oder widersprüchlich. Eine Auswertung zahlreicher systematischer Studien mit und ohne Metaanalysen sollte Klarheit schaffen.

Auf die Messmethode kommt es an

Die Wissenschaftler betrachteten acht Studien, die für die Fragestellung relevante Ergebnisse lieferten, mit insgesamt 9.706 Teilnehmern. Es zeigte sich, dass Baldrian zwar ein hohes Sicherheitsprofil hat, eine Wirksamkeit bei der Behandlung einer Insomnie ließ sich aber nicht nachweisen. Jedenfalls nicht, wenn man quantitative oder objektive Messmethoden zugrunde legte. 

Was die subjektive Verbesserung der Schlafqualität angeht, scheint Baldrian dagegen effektiv zu sein, so die Forscher.

Einschränkend weisen sie darauf hin, dass die eingeschlossenen Reviews sehr heterogen waren, was Stichprobengröße, Dosierungen sowie verwendete Baldrianpräparate angeht, und insgesamt methodische Schwächen aufwiesen. Allen acht Artikeln bescheinigten die portugiesischen Forscher ein hohes Risiko für einen Bias, fünf wiesen keine potenziellen Interessenkonflikte aus. Künftige Studien zur Wirksamkeit müssten den Produkttyp, die Behandlungsdauer und die Dosierung sowie möglich Störgrößen unbedingt berücksichtigen.

Quelle: Valente V et al. Eur Neuropsychopharmacol 2024; 82: 6-28; DOI: 10.1016/j.euroneuro.2024.01.008