Weiterentwicklung in der CED-Therapie Klinische Remission allein reicht nicht mehr

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Therapieoptionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen haben sich erheblich weiterentwickelt Die Therapieoptionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen haben sich erheblich weiterentwickelt © valiantsin - stock.adobe.com

Die Therapieoptionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen haben sich erheblich weiterentwickelt – von der reinen Symptomkontrolle zur histologischen Remission. Mittlerweile stehen auch Marker zur Verfügung, mit denen sich der Erfolg messen lässt. Ein Expertenteam beschreibt, was möglich ist.

Primäres Behandlungsziel bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist die Symptomfreiheit, zumindest aber eine signifikante Reduktion der Beschwerden. Zur Einschätzung werden traditionell Fragebögen wie der Crohn’s Disease Activity Index (CDAI) oder der Simple Colitis Activity Index (SCCAI) genutzt. Diese subjektiven Instrumente erfassen aber nicht immer die entzündliche Aktivität. Deshalb werden häufig objektive Marker wie das C-reaktive Protein und fäkales Calprotectin hinzugezogen, um die Krankheitskontrolle genauer zu bewerten. Eine Normalisierung beider Parameter bestätigt die klinische Remission und dient als Frühindikator für drohende Schübe. Das macht sie unverzichtbar für die Steuerung der Therapie, schreiben Dr. Raul Lande und Prof. Dr. Irina Blumenstein von der Universitätsmedizin Frankfurt am Main.

Ein zentrales Ziel der aktuellen Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen ist die endoskopische Heilung, worunter man vor allem eine ulzerafreie Mukosa versteht. Im Gegensatz zur rein klinischen Remission ermöglicht sie eine objektive Beurteilung der Inflammation und korreliert mit einer verbesserten Langzeitprognose.

Erkrankte, denen dies gelingt, erleiden weniger Komplikationen und benötigen seltener chirurgische Eingriffe. Der Heilungsgrad ist ein wichtiger Indikator für den Therapieerfolg. Er sollte regelmäßig kontrolliert werden, um den Langzeitverlauf einzuschätzen und die Behandlung anzupassen.

Die histologische Remission geht noch über die endoskopische Heilung hinaus. Sie ist gelungen, wenn sich auch mit dem Mikroskop keine Entzündungszeichen mehr nachweisen lassen. Untersuchungen ergaben, dass Personen mit vollständiger Rückbildung auf zellulärer Ebene eine noch geringere Rezidivrate und bessere Langzeitprognose aufweisen als endoskopisch Geheilte.

Optionen bei Kinderwunsch

Viele der zumeist jungen Patientinnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen haben einen Kinderwunsch. Um die Risiken für Mutter und Ungeborenes zu minimieren, sollte die Schwangerschaft in einer Remissionsphase geplant werden. Mittlerweile gibt es Sicherheitsdaten für eine Vielzahl von CED-Medikamenten, darunter auch Biologika. Während der Gravidität strikt kontraindiziert sind Methotrexat, Januskinaseinhibitoren und Rezeptormodulatoren von Sphingosin-1-phosphat. Das größte Risiko ist die persistierende CED-Aktivität. Deshalb wird empfohlen, die Biologikatherapie bis zur Entbindung fortzusetzen. Bei Kindern, die im Mutterleib biologikaexponiert waren, dürfen Lebendimpfungen erst nach zwölf Monaten durchgeführt werden.

Die histologische Remission könnte Standardziel werden

Die feingewebliche Rückbildung kann als Marker für das kolektomiefreie Überleben angesehen werden und ist als solcher der endoskopischen Remission überlegen. Zudem ist die histologische Remission die Voraussetzung für die Vermeidung kolorektaler Karzinome. Schließlich gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Heilung der intestinalen Barriere und verringerten Komplikationen (Schübe, stationärer Therapiebedarf etc.). Die histologische Remission ist zwar noch kein standardisiertes Ziel in der klinischen Praxis, räumen Dr. Lande und Prof. Blumenstein ein, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa ist beim Crohn nach aktuellem Kenntnisstand nicht die histologische, sondern die transmurale Heilung entscheidend, beide Ergebnisse stimmen häufig nicht überein.

Das Konzept der tiefen Remission kombiniert klinische, endoskopische, histologische und biomarkerbasierte Therapieziele. Es geht darum, die zugrunde liegende Entzündung vollständig zu eliminieren. Dieses Ziel gilt als erreicht, wenn alle relevanten Parameter gleichzeitig normalisiert sind. Dieser Erfolg senkt das Rückfallrisiko erheblich und verbessert die Langzeitprognose. Auch eine langfristig hohe Lebensqualität ist von großer Bedeutung. Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden neben der körperlichen Erkrankung vermehrt an Depression, Angst, Fatigue, Schlafstörungen und Schmerzen, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Psychosoziale Maßnahmen bis hin zu Selbsthilfegruppen können die Therapieergebnisse verbessern.

Entzündungsaktivität ist rasch sonografisch beurteilbar
Ein weiteres Ziel ist die Prävention: Eine konsequente Kontrolle der Entzündung und regelmäßige Koloskopien ermöglichen es, präkanzeröse Veränderungen frühzeitig zu detektieren. Ein wichtiges Element der Diagnostik ist inzwischen auch die Sonografie, mit ihrer Hilfe lässt sich die Aktivität der Entzündung einfach und rasch beurteilen.

Quelle: Lande R, Blumenstein I. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 427-432; doi: 10.1055/a-2335-5901