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MS-Biomarker Leichtketten kontra Banden

DGN 2023 Autor: Friederike Klein

Ganz ersetzen wird die Bestimmung von κ-FLC die OKB nach dem Konsensus nicht. Ganz ersetzen wird die Bestimmung von κ-FLC die OKB nach dem Konsensus nicht. © Steffen Kögler - stock.adobe.com
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Oligoklonale Banden im Liquor sind bei Multipler Sklerose Ausdruck der intrathekalen IgG-Synthese von B-Zellen. Diese produzieren aber auch im Übermaß Leichtkettenfragmente. Wird die Messung der κ-Freien Leichtketten im Liquor zum neuen Standard?

Die liquorspezifischen Oligoklonalen Banden (OKB) haben eine hohe diagnostische Sensitivität und sind Bestandteil der McDonald-Kriterien 2017 für die leitliniengerechte Diagnose einer schubförmigen MS. Sie haben aber Nachteile: Die Bestimmung ist aufwendig, das Ergebnis nur qualitativ und vom Prüfer abhängig, so PD Dr. ­Harald ­Hegen von der Klinik für Neurologie der Universität Innsbruck. Die intrathekale Synthese der κ-Freien Leichtketten (κ-FLC) lässt sich dagegen rasch und einfach metrisch bestimmen, ist vom Gutachter unabhängig und hat ebenfalls eine hohe diagnostische Sensitivität.

Der diagnostische Wert von OKB und κ-FLC-Index im Liquor ist nach einer Metaanalyse auf Basis von 32 Studien ähnlich, betonte Dr. ­Hegen. Es werden mit dem Liquor-κ-FLC-Index vergleichbar gut Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS) und MS identifiziert wie mit OKB. Vorgeschlagen wurde ein Cut-off-Wert des κ-FLC-Index von 6,1. Ein besonderer Vorteil im Vergleich zu den OKB ist die Unabhängigkeit der Ergebnisse von der Blutkontamination des Liquors. Das spielt laut Dr. Hegen bei einem Viertel der Punktionen eine Rolle. 

Eine europäische Expertengruppe hat kürzlich ein Konsensuspapier zur Bedeutung von κ-FLC im Liquor bei MS vorgelegt.1 Darin wird gefordert, die intrathekale κ-FLC-Synthese in die nächste Überarbeitung der diagnostischen Kriterien bei MS aufzunehmen. Der Indexwert hat einen hohen prädiktiven Wert für das Auftreten eines zweiten Schubereignisses nach einem CIS und damit eine vergleichbare Rolle wie die OKB in den McDonald-Kriterien, betonte Dr. Hegen. Der κ-FLC-Index ist auch ein Prädiktor für die Zeit bis zum nächsten Ereignis.

Ganz ersetzen wird die Bestimmung von κ-FLC die OKB nach dem Konsensus nicht. So sollten OKB bei grenzwertiger κ-FLC-Synthese zur weiteren Klärung herangezogen werden. Zudem müssen die Leichtketten-Testung und die Auswertungsmethoden validiert und standardisiert werden, bevor dieser Biomarker in der Routine eingesetzt werden kann, forderte PD Dr. ­Marie ­Süße von der Klinik für Neurologie der Universität Greifswald. Sie erinnerte auch daran, dass die verschiedenen OKB-Muster weitere wichtige Informationen vermitteln, die bei der Bestimmung der intrathekalen κ-FLC-fehlen, beispielsweise Hinweise auf andere neuroinflam­matorische Erkrankungen.

Quellen:
1.  Hegen H et al. Mult Scler 2023; 29: 182-195; DOI: 10.1177/13524585221134217
2. DGN*-Kongress 2023

*    Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.