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Kopfschmerzen Mit allen Mitteln gegen den Schmerz

Autor: Friederike Klein

Migräne und ähnlichen Erkrankungen liegen zwar organische Probleme zu Grunde, biopsychische Verfahren wie das Biofeedback können aber dabei helfen den Schmerz zu reduzieren oder Begleiterscheinungen zu bekämpfen. (Agenturfoto) Migräne und ähnlichen Erkrankungen liegen zwar organische Probleme zu Grunde, biopsychische Verfahren wie das Biofeedback können aber dabei helfen den Schmerz zu reduzieren oder Begleiterscheinungen zu bekämpfen. (Agenturfoto) © andreaobzerova – stock.adobe.com
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In der Kopfschmerztherapie kommt man allein mit Tabletten oftmals nicht zum Ziel. Besser ist es, einen Mehrfachstrategie zu fahren. Die Auswahl nicht-medikamentöser Verfahren ist groß.

Bei Kopfschmerzen ist eine Kombination aus Medikamenten und anderen Behandlungs­formen der alleinigen Pharmako­therapie eindeutig überlegen, erklärte PD Dr. ­Stephanie Förderreuther­ von der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Allen Kopfschmerzpatienten sollten daher niedrigschwellige nicht-medikamentöse Interventionen angeboten werden beispielsweise Aufklärung, Psychoedukation und das Führen eines Schmerzkalenders. Außerdem sollte man Betroffene zu Ausdauersport, Achtsamkeitstraining, Biofeedback oder dem Erlernen von Entspannungsverfahren motivieren.

Schmerzintensität wird auch durch die Psyche gesteuert

In der Kommunikation mit dem Patienten ist es wichtig zu betonen, dass Migräne, Cluster- oder medikamenteninduzierter Kopfschmerz organische Erkrankungen sind und nicht ein per se psychisch verur­sachtes Problem. Allerdings kann die Psyche Einfluss auf die Schmerz­intensität nehmen, weshalb auch psychotherapeutische Verfahren sinnvoll erscheinen.

Eine kognitiv-psychotherapeutische Intervention kommt insbesondere infrage, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht. Dies ist häufig bei hochfrequenter/chronischer Migräne der Fall. Als weitere Indikationen nannte die Expertin starke Beeinträchtigung der Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und/oder des Schulbesuchs sowie psychische und somatische Begleit­erkrankungen, die eine Pharmakotherapie erschweren. 

Nicht-medikamentöse Maßnahmen setzen an verschiedenen Punkten an: Zum einen lässt sich der eigentliche Kopfschmerz behandeln. Zum anderen greifen sie aber auch bei Komorbiditäten wie depressive Störungen. Weitere Ziele können direkte Krankheitsfolgen sein (z.B. sozialer Rückzug, Triggervermeidung, Katastrophisieren, krankhafte Durchhaltestrategien, falsche Selbstwahrnehmung). Zudem profitieren Patienten in Bezug auf Stressbewältigung und einen besseren Umgang mit Attackenangst.
„Das gehört zu Ihren Aufgaben“, gab Dr. Förderreuther den neurologischen Kollegen mit auf den Weg. „Die Psychotherapie bei Kopfschmerzerkrankungen ist auch ohne komorbide psychische Erkrankung eine Kassenleistung.“

Quelle: Kongressbericht Neurowoche 2022