Anzeige

Pronator-teres-Syndrom Mit der Hand am Arm

Autor: Maria Weiß

Meist ist der dominante Arm betroffen. Meist ist der dominante Arm betroffen. © iStock/SciePro
Anzeige

Nicht nur am Handgelenk hat der Medianus hin und wieder Platzprobleme, auch im Bereich des Musculus pronator teres kann es eng werden. Häufig stecken muskuläre Überlastungen oder Traumata dahinter.

Wenn der meist zweiköpfige, schräg über den Unterarm laufende M. pronator teres dem N. medianus ins Gehege kommt, kann dies zum Pronator-­teres-Syndrom führen. Anders als beim Karpaltunnelsyndrom sind hiervon überwiegend Männer betroffen, schreibt Dr. Heinrich Binsfeld, niedergelassener Schmerztherapeut aus Drensteinfurt.

Meist treten die Symptome am dominanten Arm auf – z.B. aufgrund einer chronischen beruflichen oder sportlichen Überlastung. Bei einem akuten Druckschaden handelt es sich meist um eine „Honeymoon-Paralyse“, verursacht durch den auf dem Unterarm liegenden Kopf des Partners. Auch Luxationen im Ellbogengelenk, Vernarbungen oder Einblutungen können den N. medianus in Bedrängnis bringen.

Hoffman-Tinel-Zeichen und Phalen-Test positiv

Leitsymptom sind Schmerzen oder Druckempfindlichkeit im Bereich des M. pronator teres. Hinzukommen können Parästhesien im Bereich von Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und daumenseitiger Hälfte des Ringfingers. Typisch sind hier Gefühlsstörungen bis Taubheitsgefühle bei Belastung (z.B. Fahrradfahren, Telefonieren) oder auch in Ruhe.

Klopft man oberhalb der Handgelenkbeugefalte auf den Mittelnerv, werden häufig Elektrisierungen verspürt (Hoffmann-Tinel-Zeichen). Eine maximale Beugung im Handgelenk führt zur Zunahme der Beschwerden (Phalen-Test). Paresen sind eher selten, es kann aber zu einer Schwäche der Fingerbeuger und einer Atrophie der Daumenballenmuskulatur kommen. Insgesamt sind die Symptome dem Karpaltunnelsyndrom relativ ähnlich, allerdings fehlen die nächtlichen Par­ästhesien. Die Diagnose wird in der Regel rein klinisch gestellt – Elektrophysiologie und Bildgebung führen meist nicht weiter. Neben der Symptomatik sprechen folgende Tests für ein Pronator-teres-Syndrom:

  • Pronator-teres-Test: Patient hält den Ellbogen in 90°-Beugung. Der Behandler stabilisiert den Ellbogen, versucht den Unterarm gegen Widerstand zu supinieren und streckt dann den Ellbogen. Eine Schmerzzunahme spricht für die mediane Nervenkompression durch den Muskel.
  • Positives Flaschenzeichen: Beim Umgreifen einer Flasche kommt die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger nicht mit dem Glas in Berührung (wegen Parese der Daumenabduktoren).
  • Schmerzverstärkung bei Streckung des pronierten Unterarms gegen Widerstand (durch Kompression im Bereich des M. pronator teres)
  • Schmerzverstärkung bei Beugung des Mittelfingers gegen Widerstand durch Kompression in Höhe der Durchtrittsstelle des Nervs unter die bindegewebige Arkade des M. flexor digitorum superficialis

Therapeutisch erfolgt i.d.R. zunächst ein konservativer Versuch mit Ruhigstellung, Kortisoninjektionen und lokaler Ultraschalltherapie. Halten die Beschwerden über 8–12 Wochen an oder sind gar bereits Lähmungen aufgetreten, empfiehlt Dr. Binsfeld eine schnelle operative Entlastung des Nervs durch Fasziotomie des Muskels. Für 2–4 Wochen sollte der operierte Arm keinen starken Belastungen ausgesetzt werden – danach ist er meist wieder einsatzfähig. Eine zu starke Beugung im Ellbogen sollte aber für längere Zeit vermieden werden.

Quelle: Binsfeld H. Schmerzmedizin 2021; 37: 56-58; DOI: 10.1007/s00940-021-3201-7