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Stabile Angina pectoris Moderne CT kann es mit Koronarangiographie aufnehmen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Nach dem Zufallsprinzip hatten die einen primär eine koronare Computertomographie erhalten, die anderen wurden primär mittels invasiver Koronarangiographie untersucht. Nach dem Zufallsprinzip hatten die einen primär eine koronare Computertomographie erhalten, die anderen wurden primär mittels invasiver Koronarangiographie untersucht. © iStock/bluebay2014
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Bei der initialen Abklärung einer stabilen Angina pectoris ist eine koronare Computertomographie womöglich ebenso sicher wie die invasive Koroanarangiographie. Somit ließe sich einer ganzen Reihe von Patienten der Herzkatheter ersparen.

Durch die technischen Fortschritte in der Computertomographie lassen sich die Herzkranzgefäße heute mittels CT-Angio nahezu ebenso schnell und ähnlich gut beurteilen wie mit der invasiven Koronarangiographie, meinen die Mitglieder der DISCHARGE Trial Group – und das bei möglicherweise deutlich geringerem Risiko für den Patienten. Angesichts der Ergebnisse aus der DISCHARGE-Studie sehen die Wissenschaftler starke Argumente dafür, Patienten mit stabiler Angina pectoris und mittlerer Prätestwahrscheinlichkeit für obstruktive KHK primär einer CT zuzuführen.

Die Forschergruppe um Dr. Pál Maurovich-Horvat von der Semmelweis-Universität in Budapest hatte mehr als 3.500 Patienten (Mindestalter 30 Jahre)mit gleichbleibend starkem Brustschmerz in ihre multizentrische randomisierte Studie aufgenommen. Nach dem Zufallsprinzip hatten die einen primär eine koronare Computertomographie erhalten, die anderen wurden primär mittels invasiver Koronarangiographie untersucht. Bei allen Patienten lag die Vortestwahrscheinlichkeit bei 10 % bis 60 % und damit im intermediären Bereich. Eine Koronarintervention erfolgte, sofern leitliniengemäß die Bedingungen hierfür gegeben waren.

Nach dreieinhalb Jahren Nachbeobachtung waren schwere kardiale Ereignisse, definiert als kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall, in beiden Gruppen ähnlich häufig aufgetreten (2,1 % vs. 3 %). Bei den Patienten, die mit dem Herzkatheter untersucht worden waren, war es erwartungsgemäß zu deutlich mehr eingriffsbedingten Komplikationen gekommen (1,9 % vs. 0,5 %).

Möglicherweise Bias durch uneinheitliches KHK-Risiko

Prof. Dr. Joseph Loscalzo vom Brigham and Women’s Hospital in Boston sieht allerdings Bedarf für weitere Studien. Nur bei einem Viertel der Studienteilnehmer hätte tatsächlich eine obstruktive KHK vorgelegen, gibt er zu bedenken. Womöglich, so Prof. Loscalzo, habe es sich beim Studienkollektiv um Patienten mit eher niedrigem Risiko für obstruktive KHK gehandelt und nicht um Personen mit mittlerer Prätestwahrscheinlichkeit, wie von den Studienmachern angenommen.

Quellen:
1. Maurovich-Horvat P. et al. N Engl J Med 2022; 386: 1591-1602; DOI: 10.1056/NEJMoa2200963
2. Loscalzo J. N Engl J Med 2022; 386: 1659-1660; DOI: 10.056/NEJMe2201446