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Sporttauchen mit Vorhofflimmern Nach Ablation Risiko für Dekompressionskrankheit minimieren

Autor: Dr. Andrea Wülke, Dr. Sascha Gehrken

Die Stickstoffbläschen, die beim Auftauchen im Rahmen der Dekompression entstehen, könnten wegen des Shunts arteriell embolisieren. Die Stickstoffbläschen, die beim Auftauchen im Rahmen der Dekompression entstehen, könnten wegen des Shunts arteriell embolisieren. © Orlando Florin Rosu– stock.adobe.com
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Sporttauchen ist trotz Vorhofflimmern möglich. Selbst Patienten nach Katheter­ablation dürfen unter bestimmten Voraussetzungen unter Wasser. Wichtig ist die Suche nach einem iatrogenen Septumsdefekt.

Bei mehr als 60 % der Patienten geht Vorhofflimmern (VHF) mit Beschwerden einher, beispielsweise mit reduzierter Belastbarkeit. Dies kann die Sicherheit eines Tauchgangs gefährden. Gelingt eine optimale Frequenzkontrolle, stellt ein VHF per se jedoch keine absolute Kontraindikation fürs Sporttauchen dar, schreiben Dr. Janis­ Pongratz­ und Privatdozent Dr. Florian­ Straube­ von der München Klinik Bogenhausen.

Nach einer Katheterablation raten die Autoren zu besonderer Vorsicht. Der Eingriff erhöhe indirekt das Risiko einer (schweren) Dekompressionskrankheit. Denn um den Katheter im linken Atrium zu platzieren, wird das Vorhofseptum punktiert. Postinterventionell verbleibt ein kleiner Shunt, der sich meistens innerhalb von Wochen bis Monaten von allein schließt. Bei etwa 15 % der Behandelten persistiert der iatrogen entstandene Vorhofseptumdefekt (iASD) jedoch länger als ein halbes Jahr. Je größer die Schleuse, desto höher die Rate.

Kompletter Tauchverzicht für drei bis sechs Monate

Die Stickstoffbläschen, die beim Auftauchen im Rahmen der Dekompression entstehen, könnten wegen des Shunts arteriell embolisieren. Dieses Risiko sollte man Tauchern bereits im Aufklärungsgespräch zur Pulmonalvenenisolation erläutern, betonen die Autoren. Drei bis sechs Monate nach der Intervention gilt ein kompletter Tauchverzicht. Danach kann es wieder unter Wasser gehen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • unauffällige transthorakale Echokardiografie
  • stabiler Sinusrhythmus oder wenig symptomatisches VHF
  • Maßnahmen eines „low bubble divings“ umsetzen.

Schutz vor Bläschen

Nach einer Katheterablation bzw. bei persitierendem iASD sollte man Tauchern das „low bubble diving“ nahelegen. Dadurch lassen sich Zahl und Größe der Stickstoffblasen beim Auftauchen reduzieren und Situationen, die zum Bläschenübertritt führen können, vermeiden. Die Tipps umfassen u.a.:

  • maximal zwei Tauchgänge am Tag
  • Sicherheitsstopp in 3–5 Metern Tiefe für mindestens 5–10 Minuten
  • Vermeidung von großer Hauterwärmung nach dem Tauchgang
  • anstregungsfreier Ausstieg an Land oder ins Boot (kein Pressen!)
  • keine schwere Ausrüstung herumtragen
  • bei Erkältung nicht tauchen

Eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung sollte die Suche nach einem etwaigen iASD miteinbeziehen, z.B. in Form einer Kontrastechokardiografie. Der Zeitpunkt der Tauchfreigabe hängt von weiteren individuellen Faktoren ab (Komorbiditäten, Medikation inkl. Antiarrhythmika, Taucherfahrung, etc.). Grundsätzlich steht die Nachsorge nach Ablation spätestens nach drei Monaten und dann in jährlichen Intervallen an. 
Findet sich ein persistierender iASD mit relevantem Rechts-Links-Shunt und kam es bereits rezidivierend zu einer Dekompressionskrankheit, stellt der interventionelle Verschluss des Defekts eine Option dar. Eine klare Empfehlung gibt es den Experten zufolge bei großem Shunt mit Rechtsherzbelastung. Diskutiert werden könne der Verschluss, wenn keine Rechtsherzbelastung vorliegt und der Patient den Tauchsport weiter ausüben möchte. Daten aus prospektiven Studien würden hierzu allerdings fehlen.

Quelle: Pongratz J, Straube F. Kompendium Herz-Kreislauf 2022; 18: 41-47