Anzeige

Lungenkrebs Neue Aufgaben für Kommissar Rex

Autor: Prof. Dr. Lutz Heinemann

Kommen Bugs, Boolomo und ihre Kollegen künftig möglicherweise als prädiagnostische Spürnasen infrage? Kommen Bugs, Boolomo und ihre Kollegen künftig möglicherweise als prädiagnostische Spürnasen infrage? © iStock/percds
Anzeige

Um Lungenkarzinome auch im frühen Stadium zu erkennen, bedarf es dringend weiterer Screeningmethoden. Eine Lösung könnte der Einsatz von Hunden bieten, die den Krebs erschnüffeln.

Ob als Drogenfahnder oder zum Aufspüren von Menschen: Ein gut trainierter Hund kann heutzutage richtig Karriere machen. Was ihn für diese Jobs qualifiziert, ist sein extrem ausgeprägter Geruchssinn. Schon seit Jahren versucht man Hunde so abzurichten, dass sie durch Geruchsproben eine Krankheit identifizieren – mit einigen Erfolgen. In Tschechien wurden dafür nun Bugs und Boolomo ausgebildet. Ihre Mission: Lungenkarzinome in Serum- und Atemproben erschnüffeln.

Bugs, ein Labrador Retriever, trat seine Ausbildung im Czech Centre for Signal Animals als acht Monate alter Welpe im Mai 2017 an. Gegen Ende 2018 folgte sein Kollege Boolomo, ein fünfjähriger Australian Cattle Dog. Zu Beginn durften sich beide erstmal mit der Ausstattung des Trainingsraumes vertraut machen: groß, ohne unnötige Ablenkungen und mit stählerner Bodenplatte, in deren Löchern sich später die Patientenproben befinden würden. Von nun an übten sie wöchentlich ein Mal vor Ort und ansonsten zu Hause.

Dann fing man an, Bugs und Boolomo nach und nach insgesamt 115 Geruchsproben von noch unbehandelten Lungenkrebspatienten jeglichen Alters mit Adeno-, Plattenepithel- und kleinzelligem Lungenkarzinom in verschiedenen Stadien zu präsentieren. Erst im nächsten Schritt bekamen sie auch die Proben von insgesamt 101 Gesunden sowie Patienten mit anderen Lungenerkrankungen unter die Nase gehalten. Ihre Aufgabe war es nun, durch Hinsetzen oder -legen anzuzeigen, welche Probe von einem Krebspatienten stammte.

Über einen Zeitraum von ca. drei Jahren entfernte man sich von einem unverblindeten Design hin zu einem doppelblinden. Unter diesen Bedingungen kam Bugs in seiner besten Disziplin, der Untersuchung von Serumproben, auf 69 % Sensitivität und 67 % Spezifität. Boolomo, der besonders gut Atemproben diagnostizierte, beeindruckte sogar mit einer Sensitivität von 75 % und Spezifität von 90 %. Mit diesen Werten macht er anderen Diagnosemethoden wie der Untersuchung auf biochemische Marker und Genexpression mächtig Konkurrenz, schreibt das Forscherteam um Petra Riedlova vom Czech Centre for Signal Animals in Neu Titschein. Demnach kämen Bugs, Boolomo und ihre Kollegen künftig möglicherweise als prädiagnostische Spürnasen infrage – vor allem, wenn man mehrere Hunde auf dieselben Proben ansetzt.

Quelle: Riedlova P et al. Complement Ther Med 2022; 64: 102800; DOI: 10.1016/j.ctim.2022.102800