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COPD Neue Regeln für die Lunge

Autor: Dr. Dorothea Ranft

In der neuen Leitlinie gibt es einige Änderungen bezüglich der Diagnose und Therapie der COPD. In der neuen Leitlinie gibt es einige Änderungen bezüglich der Diagnose und Therapie der COPD. © iStock/juststock
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Flexible Referenzwerte für die Spirometrie, eingeschränkte Indikation für inhalative Steroide. Die neue Leitlinie zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung wartet mit einigen Neuigkeiten auf.

Bisher wurde für die spirometrische Diagnose der COPD ein starrer Grenzwert genutzt. Der Quotient aus Einsekundenkapazität und forcierter Vitalkapazität (FEV1/FVC) sollte nach Bronchodilatation unter 70 % liegen. Dieses Vorgehen ist zwar einfach, führt aber bei einem erheblichen Teil der älteren Patienten zur Überdiagnose. Ihnen wird eine COPD attestiert, obwohl sie nur eine physiologische Verschlechterung der Lungenfunktion aufweisen. Umgekehrt wird das Lungenleiden bei jüngeren Menschen (≤ 55 Jahre) in mehr als 20 % der Fälle übersehen, wie eine retrospektive Analyse von über 17.000 Patienten ergab.

Die neue Nationale VersorgungsLeitlinie soll das Risiko für derartige Fehldiagnosen senken. Empfohlen wird, sich primär an den flexiblen Referenzwerten der Global Lung Initiative (GLI) zu orientieren.

Zwei Behandlungspfade je nach Krankheitsbild

Demnach ist eine COPD anzunehmen, wenn der FEV1/FVC-Quotient niedriger ist als die untere Normgrenze für die jeweilige Altersgruppe. Das bisherige Kriterium, ein Tiffeneau-Index < 70 %, sollte nur angewandt werden, wenn es keinen GLI-Referenzwert gibt.

Wichtige Änderungen betreffen die medikamentöse Langzeitbehandlung. Man unterscheidet nun zwei Situationen: Dominieren Symptome und eingeschränkte Lungenfunktion das Bild oder leidet der Patient vorwiegend unter wiederholten Exazerbationen? In beiden Fällen sind lang wirksame Anticholinergika (LAMA) und Beta-2-Mimetika (LABA) die Basistherapie.

Inhalative Kortikosteroide (ICS) kommen zusätzlich in Betracht, wenn unter LAMA/LABA weiterhin vorrangig Exazerbationen auftreten. Die Indikation für ICS sollte regelmäßig überprüft werden, was nach Einschätzung der Leitlinienautoren derzeit noch zu selten geschieht. Ein Absetzen wird empfohlen, falls die Zahl der Eosinophilen im Differenzialblutbild unter 100 Zellen/µl liegt und sich keine Asthmakomponente eruieren lässt. Denn dann sind ICS nach aktueller Datenlage wahrscheinlich nicht wirksam. Auch wenn Patienten unter der Steroidbehandlung eine Pneumonie entwickeln, ist ein Steroidverzicht wegen des erhöhten Rezidivrisikos sinnvoll. Bei hoch dosierten ICS kann eine langsame Dosisreduktion diesen Schritt erleichtern. Unerlässlich ist eine ärztliche Kontrolle des Befunds einige Wochen nach dem Absetzen bzw. bei einer Verschlechterung der Symptome.

Der Erfolg der COPD-Therapie steht und fällt damit, dass der Betroffene sich selbst zu helfen weiß. Deshalb empfiehlt die Leitlinie, allen Patienten einen schriftlichen Aktionsplan auszuhändigen. Dieser kann z.B. von atemwegsliga.de heruntergeladen werden. Er hilft dem Patienten, immer die richtige Medikation in korrekter Dosis einzunehmen und Verschlechterungen rechtzeitig zu erkennen. Außerdem wird übersichtlich dargestellt, was im Notfall zu tun ist.

Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD, AWMF-Register-Nr. nvl-003, www.awmf.org