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COPD Psychotherapie und übende Verfahren helfen gegen Depression und Angst

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Unter den nicht-medikamentösen Optionen zur Behandlung der psychischen COPD-Folgen ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) am besten untersucht. Unter den nicht-medikamentösen Optionen zur Behandlung der psychischen COPD-Folgen ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) am besten untersucht. © loreanto – stock.adobe.com
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Viele Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung leiden unter psychischen Störungen. Diese verschlimmern das pneumologische Leiden, werden aber oft weder erkannt noch behandelt. Dabei gibt es wirksame nicht-medikamentöse Therapieansätze.

Besonders häufig treten Ängste und Depressionen auf, wobei viele COPD-Patienten nicht alle Kriterien für das Vollbild dieser psychischen Erkrankungen erfüllen. Sie leiden aber durchaus an behandlungsbedürftigen Symptomen, was teils schwerwiegende Folgen hat. So schaffen es die Betroffenen z.B. seltener, mit dem Rauchen aufzuhören, entwickeln vermehrt Ex­azerbationen und müssen häufiger stationär behandelt werden, berichten Dr. ­Eleonora ­Volpato von der Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand und Kollegen. Umso wichtiger erscheint für alle COPD-Patienten ein regelmäßiges Screening auf etwaige seelische Begleitbefunde. Dazu eignen sich beispielsweise Fragebögen wie PRIME-MD und HADS*, die auch auf Deutsch erhältlich sind. 

Unter den nicht-medikamentösen Optionen zur Behandlung der psychischen COPD-Folgen ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) am besten untersucht. Sie soll dem Patienten einen konstruktiveren Umgang mit seiner Störung ermöglichen. Viele Patienten, die ihre Atemnot nicht im Griff haben, meiden potenziell auslösende Aktivitäten. Die KVT kann ihnen dabei helfen, ihre Ängste zu überwinden und sich der Situation zu stellen. Auch bei einer depressiven Verstimmung ist die Aktivierung ein Kernanliegen der Therapie. Die Betroffenen lernen, ihre negativen Gedanken durch re­a­listischere und weniger belastende Einschätzungen zu ersetzen. 

Ein weiteres Angebot zur seelischen Stabilisierung ist die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT). Sie setzt auf eine vermehrte Akzeptanz ungünstiger Denkinhalte und Gefühle, während die klassische KVT eine kognitive Restrukturierung anstrebt. Die MBCT nutzt auch meditative Elemente, um eine unvoreingenommene Wahrnehmung von Gedanken und Körpergefühlen zu ermöglichen. Aktuelle Daten sprechen dafür, dass die MBCT die affektiven Symptome reduzieren kann, nicht aber die Angst. 

Auch diverse Entspannungstechniken werden zur Therapie bei psychischen COPD-Folgen genutzt. Autogenes Training kann Stress reduzieren, die Erschöpfung lindern und den Schlaf verbessern. Für die progressive Muskelrelaxation wurde ein positiver Einfluss auf Angst und Depression gezeigt. 

Fernöstliche Formen der Bewegungstherapie kommen ebenfalls zur Therapie der seelischen Begleiterscheinungen zum Einsatz, allerdings mit unterschiedlicher Evidenz. Bezüglich Qigong sprechen Meta­analysen für eine Wirkung bei COPD-bedingten psychischen Symptomen. Für Tai Chi und Yoga ist diese noch nicht gesichert. 

Weitere vielversprechende Ansätze bietet die Musiktherapie. In einer gepoolten Auswertung kontrollierter Studien linderte die Kombination von Hören und Singen die Angstsymptome und verbesserte gleichzeitig Luftnot, Schlaf und Blutdruck. Singen ist auch für Lungenkranke ein sicheres Vergnügen, betonen die Autoren. Die Evidenzlage zur gesundheitlichen Wirkung ist jedoch heterogen: Kleinere Arbeiten ermittelten einen günstigen Einfluss auf die Psyche, während ein neueres Cochrane-Review keinen solchen Effekt zeigen konnte. 

Ein sehr wirksames Verfahren ist die pulmonale Rehabilitation. Sie basiert üblicherweise auf einer Kombination von körperlichem Training, Patientenschulung und Maßnahmen zur Verhaltensänderung. Gut belegt ist ihr positiver Einfluss auf Lebensqualität, Belastbarkeit, organische Beschwerden (Dyspnoe etc.) und den stationären Behandlungsbedarf. Sie vermag die depressiven Symptome wirksam zu lindern und hat zudem einen moderaten Einfluss auf die Angstzustände. 

Besonders wichtig für COPD-Patienten ist die gezielte Anleitung zum Selbstmanagement. Dazu gehört ein Rauchstopp ebenso wie verstärkte körperliche Aktivität, die korrekte Handhabung von Medikamenten (Inhalationstechnik etc.) und der Umgang mit Stress. Alles zusammen reduziert auch die psychischen Symptome und hilft, respiratorisch bedingte Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Nicht zuletzt ist eine gute Palliativversorgung gefragt, um die psychischen Bedürfnisse der COPD-Patienten auch am Lebensende zu erfüllen.

*    Primary Care Evaluation of Mental Disorders; Hospital Anxiety and Depression Scale

Quelle: Volpato E et al. Eur Respir Rev 2023; 32: 220170; DOI: 10.1183/16000617.0170-2022