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Appetit bremsen Satt von Luft und schönen Bildern

Autor: Michael Brendler

Dieser Mechanismus, den sich die Lebensmittelindustrie bei der Werbung zunutze macht, lässt sich womöglich als Appetitzügler nutzen. Dieser Mechanismus, den sich die Lebensmittelindustrie bei der Werbung zunutze macht, lässt sich womöglich als Appetitzügler nutzen. © HejPrint – stock.adobe.com
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Der Anblick von leckerem Essen macht hungrig. Sieht man aber in rascher Folge dreißigmal ein Foto desselben Gerichts, vergeht einem im wahrsten Sinne des Wortes der Appetit. Das könnte man sich zunutze machen, um übermäßige Esslust zu bändigen.

Leckeres Essen macht hungrig – auch wenn man es nur auf Bildern sieht. Diese wissenschaftliche Erkenntnis deckt sich bei den meisten wohl mit der persönlichen Lebenserfahrung. Erstaunlich ist dagegen eine neue Entdeckung von Forschern aus Dänemark: Man kann sich an seinen Lieblingsspeisen sattsehen.

In einem Experiment hatten Tjark Andersen von der Abteilung für Lebensmittelwissenschaften der Universität Aarhus und zwei Kollegen jeweils rund 500 Probanden wiederholt bunte Schokoladenbonbons gezeigt: Dreimal der einen Gruppe, die andere bekam die Süßigkeit dreißigmal auf einen Computerbildschirm projiziert.

Während die erste Gruppe angab, nach dem Anblick der Bonbons mehr Appetit als zuvor zu verspüren, berichteten die Versuchspersonen in der zweiten über das genaue Gegenteil: Sie hatten nach dem Experiment weniger Esslust. Zudem entschieden sie sich für eher kleinere Portionen als die anderen Probanden, wenn sie diese frei wählen konnten.

Unser Appetit ist offenbar enger mit unserer kognitiven Wahrnehmung verzahnt, als wir es wahrhaben wollen, erklären die drei Wissenschaftler. Der Grund ist, dass die Hirnbereiche, die für die Geschmackswahrnehmung und das entsprechende Belohnungsempfinden zuständig sind, sowohl durch den Verzehr als auch den bloßen Anblick von Essen stimuliert werden.

Dieser Mechanismus, den sich die Lebensmittelindustrie bei der Werbung zunutze macht, lässt sich womöglich als Appetitzügler nutzen, meinen Andersen und Kollegen. Das könnte etwa mittels einer App geschehen, die immer dann, wenn man sich im Internet auf die Suche nach etwas Essbarem macht, den Bildschirm mit entsprechenden Bildern regelrecht überflutet.
Allerdings ist der beobachtete Effekt nicht besonders ausgeprägt: Die Schokobonbon-Portionen, die sich die Teilnehmer der beiden Gruppen auf die Teller packten, unterschieden sich in ihrem Energiegehalt gerade einmal um 50 Kilokalorien.

Quelle: Andersen T et al. Appetite 2023; 182: 106421; DOI: 10.1016/j.appet.2022.106421