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NSCLC Segmentektomie statt Lobektomie bei früher Erkrankung

Autor: Dr. Judith Lorenz

Der rechte Lungenflügel hat zehn, der linke dagegen nur acht Segmente. Der rechte Lungenflügel hat zehn, der linke dagegen nur acht Segmente. © SciePro – stock.adobe.com
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Seit den 1960er Jahren ist die Lobektomie die operative Standardtherapie für Lungenkarzinome im Frühstadium. Doch das könnte sich bald ändern, meinen Prof. Dr. Hisashi Saji von der Abteilung für Thoraxchirurgie der Universität Kawasaki und Kollegen. Eine Segmentektomie ist der Lappenresektion prognostisch offenbar nicht nur ebenbürtig, sondern zum Teil sogar überlegen, wie eine aktuelle Phase-3-Studie belegt.

Strategie intraoperativ 22-mal geändert

Die Untersuchung wurde an 70 Kliniken in Japan durchgeführt. Teil nahmen 1.106 Patienten mit einem im äußeren Parenchymdrittel gelegenen NSCLC im Stadium IA (Tumorgröße ≤ 2 cm, Consolidation-to-Tumor-Ratio > 0,5). Rund 38 % waren älter als 70 Jahre und 53 % männlich. Randomisiert sollten die Patienten entweder eine Lobektomie oder eine Segmentresektion erhalten. Bei 22 der geplanten Segmentektomien musste allerdings auf eine Lobektomie umgestiegen werden und in einem weiteren Fall erfolgte eine weite Wedge-Resektion. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,3 Jahren betrug die 5-Jahres-Überlebensrate nach Lobektomie 91,1 % und nach Segmentektomie 94,3 %.

Dass Letztere dem Standardverfahren nicht unterlegen und sogar überlegen ist, ließ sich anhand verschiedener Subkollektive bestätigen. Im Hinblick auf das rezidivfreie Überleben nach fünf Jahren, das in beiden Gruppen rund 88 % betrug, unterschieden sich die beiden Operationsstrategien nicht wesentlich. Allerdings beobachteten die Wissenschaftler nach der Segmentektomie signifikant mehr lokoregionäre Rezidive (10,5 % vs. 5,4 %). Todesfälle aufgrund anderer Erkrankungen waren dagegen nach Lobektomie häufiger. Zweit- oder höhergradige postoperative Komplikationen erlitten 27 % der mit Segmentektomie und 26 % der mit Lobektomie behandelten Personen.

FEV1-Reduktion nicht signifikant unterschiedlich

Todesfälle innerhalb der ersten drei Monate nach dem Eingriff traten nicht auf. Bezüglich der Reduktion der Einsekundenkapazität nach einem Jahr unterschieden sich die beiden Therapiestrategien klinisch nicht relevant.

Dank CT-Screening und verfeinerter Diagnostikmöglichkeiten werden immer mehr Lungentumore sehr früh entdeckt, schreibt die Studiengruppe. Angesichts ihrer Ergebnisse fordern sie, dass zukünftig bei kleinen, peripheren NSCLC standardmäßig eine Segmentektomie erfolgen sollte.

Quelle: Saji H et al. Lancet 2022; 399: 1607-1617;  DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02333-3