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Dreimonatskoliken Signifikante Verringerung der Schreidauer durch Probiotika

Autor: Elke Engels

Dreimonatskoliken können dem Baby und seinen Eltern die erste gemeinsame Zeit zur Hölle machen. Dreimonatskoliken können dem Baby und seinen Eltern die erste gemeinsame Zeit zur Hölle machen. © iStock/Chalabala
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Schon lange wird vermutet, dass hinter Dreimonatskoliken eine unausgewohnte Darmflora des Babys steckt. Ob Probiotika bei gestillten Kindern gegen die Schreiattacken hilft, hat eine aktuelle Metaanalyse untersucht.

Bei vielen Babys kommt es in den ersten Lebensmonaten zu regelrechten Schreiattacken. Sind andere Erkrankungen ausgeschlossen, liegt die Diagnose „Dreimonatskoliken“ nahe. Deren Ätiologie ist weiterhin unklar. Wesentlich beteiligt könnte eine unausgewogene Darmflora sein, wodurch das Ungleichgewicht von pathogenen und nicht-pathogenen Darmbesiedlern zu Darmentzündung und Kolik führt.

Etliche Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass die zusätzliche Gabe von Lactobacillus reuteri (L. reuteri) zur Verringerung der Schreidauer bei Säuglingskoliken beitragen kann. Wie die Behandlung bei ausschließlich gestillten Säuglingen anschlägt, hat das Team um Angela Pierina dos Reis Buzzo Zermiani von der Uniklinik Maringá, Brasilien, anhand einer Metaanalyse untersucht.Eingeschlossen waren acht klinische Studien, in denen die Gabe von L. reuteri ausschließlich bei gestillten Babys geprüft wurde.

Darin zeigte sich eine signifikante Verringerung der Schreidauer bei den supplementierten Babys im Vergleich zu denen, die keine Probiotika bekommen hatten. Am Ende der ersten Woche reduzierte sich das Schreien um knapp 30 Minuten pro Tag. Nach zwei und drei Wochen schrien die Probiotika-Babys täglich etwa 60 Minuten weniger als die Kontrollgruppe, in der vierten Woche etwa 80 Minuten weniger.

Die Wirksamkeit der Behandlung definierten die Autoren mit einer Verringerung der durchschnittlichen täglichen Schreidauer um ≥ 50 %. Sie erwies sich ebenfalls zu allen vier Zeitpunkten als signifikant.

Zur endgültigen Beurteilung fehlen bessere Studien

Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die kumulative Evidenz der Studien spärlich ist. Gründe dafür sind beispielsweise der zu geringe oder nicht-repräsentative Stichprobenumfang, die Subjektivität der Schreizeitmessung, die fehlende Bewertung der Adhärenz sowie andere Heterogenitäten und Ungenauigkeiten der Studien. Wünschenswert sind deshalb weitere Studien mit mehr Stichproben und größerer Genauigkeit, um den wahren Effekt der L.-reuteri-Gabe besser zu beschreiben. „Wer heilt, hat recht“ reicht den Autoren nicht aus.

Quelle: Dos Reis Buzzo Zermiani AP et al. Complement Ther Med 2021; 63: 102781; DOI: 10.1016/j.ctim.2021.102781