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Inhalationstherapie für Kinder So gelangt möglichst viel Wirkstoff in die Lunge

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Maske muss gut sitzen, denn schon ein kleines Leck reduziert die inhalierte Wirkstoffmenge drastisch. Die Maske muss gut sitzen, denn schon ein kleines Leck reduziert die inhalierte Wirkstoffmenge drastisch. © kichigin19 – stock.adobe.com
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Die Inhalationstherapie ist der Goldstandard für Kinder mit obstruktiven Bronchialerkrankungen. Allerdings sind bei der Auswahl des Geräts einige alterstypische Besonderheiten zu beachten.

Schon allein wegen der Größendifferenz haben die Atemwege von Kindern einen deutlich geringeren Durchmesser als die Erwachsener. Durch Inflammation, Schleimbildung und Bronchospasmus verengen sie sich noch weiter. Folglich benötigen die jungen Patienten Partikel mit besonders geringem Durchmesser. Schließlich sollen diese nicht im Mund und Rachen hängenbleiben, wie Prof. Dr. ­Wolfgang ­Kamin vom Evangelischen Krankenhaus Hamm und Dr. ­Frank ­Erdnüß von der Universitätsmedizin Mainz ausführen.

Die eingesetzten Inhalationssys­teme müssen die Fähigkeiten der jungen Anwender berücksichtigen. Für Säuglinge und junge Kleinkinder eignen sich am besten einfach bedien­bare Düsen- und Ultraschallvernebler. Bis zum Alter von zwei Jahren ist die Maskeninhalation zu bevorzugen. Denn allein über den Mund können die jüngsten Patienten den Vernebler noch nicht richtig einsetzen. Wichtig ist aber, dass die Maske dicht über Mund und Nase schließt. Denn schon ein kleines Leck verringert die inhalierte Wirkstoffmenge drastisch, im ungünstigen Fall bis fast auf null. Auch Dosier­aerosole mit Spacer kommen für die Kleinsten in Betracht – ebenfalls mit Maske. Sie stellen aber höhere Anforderungen an die Koordination.

Ab dem dritten Lebensjahr geht’s auch ohne Maske

Ab dem dritten Lebensjahr können Vernebler und Dosieraerosole mit Spacer ohne Maske genutzt werden. Empfohlen wird eine reine Mund­inhalation. Denn dann gelangen die Partikel ohne Umweg über die Nase direkt in die Lunge. So lässt sich eine wesentlich höhere Deposition in den Bronchien erzielen. Die Mund­inhalation ist etwa zehnmal effektiver als die Anwendung über die Maske. Wichtig ist, dass der kleine Patient – sofern möglich – langsam und gleichmäßig inhaliert (Ruhe­atmung, max. 30/min). Bei manchen Modellen sorgt ein automatischer Kontrollmechanismus für den erwünschten niedrigen Einatmungsfluss.

Kinder im Schulalter können auch Trockenpulver­inhalatoren nutzen. Ihr Vorteil: Sie sind klein und lassen sich besonders leicht bedienen. Eine Koordination zwischen dem Auslösen des Sprühstoßes und dem Einatmen ist nicht erforderlich. Denn die Desagglomeration des Wirkstoffs vom Trägermolekül Laktose erfolgt durch den Einatmungsfluss. Allerdings muss dieser stark genug sein: mindestens 30 l/min, besser noch 60 l/min. Dies gelingt meistens nur älteren Kindern. Patienten mit Laktoseintoleranz, die Probleme mit dem Trockenpulverinhalator befürchten, kann man beruhigen. Um Symptome auszulösen, ist die Menge zu gering.

Die verschiedenen Systeme haben Vor- und Nachteile. Die Vernebler sind groß und ihre Anwendung ist relativ zeitaufwendig, weil pro Atemzug nur eine geringe Wirkstoffdosis appliziert wird. Je nach Volumen muss bis zu zehn Minuten inhaliert werden, wobei der Einatmungsfluss 30 l/min nicht überschreiten sollte. Außerdem darf die Reinigung des Inhalationssystems nicht vernachlässigt werden. Zum Zeitsparen können verschiedene Lösungen kombiniert werden, sofern deren Kompatibilität gesichert ist. Dabei müssen auch die Angaben der Hersteller im Beipackzettel beachtet werden.

Außerdem konnten die Autoren in eigenen Untersuchungen feststellen, dass marktübliche Druckluftvernebler unterschiedliche Aerosolspektren generieren und sich die abgegebene Menge nur bedingt zur Einschätzung der Dosis eignet. Relativ spezifisch ist die respiratorische Lungendosis, die sich aus Feinpartikelspektrum und abgegebener Wirkstoffmenge errechnet.

Wenn sich nach vier bis acht Wochen inhalativer Therapie keine Besserung einstellt, sollte man zunächst Kind bzw. Eltern fragen, ob die Anwendung auch regelmäßig und korrekt durchgeführt wurde. Am besten lässt man sich die Inhalation genau vormachen. Bei Fehlern sorgt eventuell eine Nachschulung für Abhilfe (s. Link).

Kein eigenes Gerät für Notfallbehandlungen

Generell abzuraten ist von der gleichzeitigen Verwendung unterschiedlicher Geräte für Notfall- und Erhaltungstherapie. Denn die jungen Patienten können die verschiedenen Inhalationsmanöver dann oft nicht korrekt durchführen, was zum Misserfolg führt.

Kinder mit Erkrankungen der oberen Atemwege wie Sinusitis und Krupp­syndrom profitieren unabhängig von ihrem Alter von einem Feuchtvernebler mit geeignetem Partikelspektrum. Beim Krupp-Syndrom hat sich neben der Gabe systemischer Steroide auch die Behandlung mit inhalativem Adrenalin bewährt, vorausgesetzt das System ist geeignet.

Dabei können deutlich größere Aerosolteilchen verwendet werden als bei der Bronchitis. Günstig ist ein Partikelspektrum zwischen 7 und 9 µm. Dafür stehen spezielle Geräte zur Verfügung. Sie eignen sich auch zur Anwendung bei Sinusitis, Rhinitis und Laryngitis.

Quelle: Kamin W, Erdnüß F. Kinderärztliche Praxis 2023; 94: 400-407