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Umgerechnet 160 Tassen Kaffee Suizidversuch eines Teenagers mit Koffeinkapseln misslang

Autor: Dr. Vera Seifert

Hoch dosierte Koffeinkapseln aus dem Handel enthalten 200 mg des Alkaloids. Hoch dosierte Koffeinkapseln aus dem Handel enthalten 200 mg des Alkaloids. © PhotoHunter - stock.adobe.com
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Eine junge Frau landete in der Notaufnahme, weil sie in suizidaler Absicht Unmengen von Koffein­kapseln mit insgesamt 8 g Koffein eingenommen hatte.

Derart hohe Dosen können tatsächlich schwerwiegende Folgen haben. Intoxi­kationen mit dem Hauptwirkstoff von Kaffee sind aber selten, schreibt Aykut­ ­Kaya vom St. Josefs Krankenhaus Balserische Stiftung in Gießen. Die 18-jährige Patientin gab drei bis vier Stunden nach der Einnahme unspezifische Bauchbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen an. Bei der Untersuchung stellten die Ärzte der Notaufnahme eine mittelgradige Hypokaliämie (2,7 mmol/l), eine erhöhte CK (max. 311 U/l) im Sinne einer milden Rhabdomyolyse und im EKG einen AV-Block 1. Grades fest. Ein Anruf bei der Giftnotrufzentrale brachte die Empfehlungen: symptomatisch behandeln, mindestens 24 Stunden lang intensivmedizinisch überwachen und keine Aktivkohle geben, weil die Ingestion schon zu lange zurückliegt.

Innerhalb der Überwachungszeit ließ sich die Hypokaliämie durch Substitution ausgleichen. Das EKG war schon nach wenigen Stunden wieder unauffällig, die CK normalisierte sich auch rasch. Die Beschwerden der jungen Frau waren ebenfalls verschwunden, nicht aber die suizidalen Gedanken. Man verlegte sie daher in eine psychiatrische ­Klinik.

Die von der Patientin in Kapselform aufgenommene Koffeindosis von 8 g entspricht etwa 160 Tassen Kaffee, stellt Kaya fest. Ab etwa 5 g muss man mit schweren toxischen Wirkungen rechnen. Dazu gehören Agitation,Verwirrtheit, Unruhe, Tremor, Rhabdomyolyse, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen sowie schlimmstenfalls Krampfanfälle und Kreislaufversagen. Die Wirkung ist aber individuell sehr unterschiedlich. Das therapeutische Arsenal besteht aus Lipidinfusionen, Aktivkohle (in der ersten Stunde), Betablockern, Ino­tropika, Antiarrhythmika, Hämofiltration/Dialyse bis hin zur extrakorporalen Membranoxygenierung.

Quelle: Kaya A. Hessisches Ärzteblatt 2023; 11


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