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Demenzrisiko Troponine und NT-proBNP machen sich in der Neurologie nützlich

Neurowoche 2022 Autor: Manuela Arand

Verschiedene Untersuchungen haben Assoziationen mit Markern von Neurodegeneration und vaskulärer Hirnschädigung, aber auch mit minimaler zerebraler Insuffizienz und Demenz gezeigt.
Verschiedene Untersuchungen haben Assoziationen mit Markern von Neurodegeneration und vaskulärer Hirnschädigung, aber auch mit minimaler zerebraler Insuffizienz und Demenz gezeigt. © Zerbor‒ stock.adobe.com
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Kardiale Biomarker identifizieren nicht nur Patienten mit erhöhtem Demenzrisiko. Mit ihrer Hilfe lässt sich vielleicht sogar vorhersagen, welche Form von Demenz droht.

Herzerkrankungen verstärken das Risiko für kognitive Einbußen und Demenz, möglicherweise weil sie strukturelle Hirnveränderungen wie Atrophie, Mikroinfarkte oder White Matter Lesions befördern und die strukturelle Konnektivität verändern, erklärte Dr. Märit Jensen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Da lag es nahe zu prüfen, ob Biomarker aus der Kardiologie nicht nur frühe kardiale Funktionseinschränkungen abbilden, sondern auch mit dem Demenzrisiko korrelieren. 

Von besonderem Interesse sind aktuell die „Arbeitspferde“ der Kardiologen, die Troponine als Marker von Zellschäden am Herzmuskel und die natriuretischen Peptide als Zeichen für hämodynamischen Stress. Verschiedene Untersuchungen haben Assoziationen mit Markern von Neurodegeneration und vaskulärer Hirnschädigung, aber auch mit minimaler zerebraler Insuffizienz und Demenz gezeigt.

In der prospektiven Hamburg City Health Study (HCHS) untersuchen die Kollegen 46.000 Hamburger Bürger zwischen 45 und 74 Jahren. Zum Programm gehört eine üppige klinische und apparative Dia­gnostik inklusive Blutbiomarkern, Genetik und Hirn-MRT. Die ersten 2.600 Teilnehmer haben bereits MRT, Labor und diverse kognitive Tests durchlaufen. Dabei zeigte sich eine Korrelation von MR-pro-ANP, einem Marker von Herzvorhofpathologie, und der zerebralen Kortexdicke. Das hochsensitiv gemessene Troponin I korrelierte mit einer vermehrten Läsionslast der weißen Substanz. 

Insgesamt scheint NT-proBNP eher mit Neurodegeneration assoziiert zu sein, Troponine und MR-pro-ANP eher mit vaskulären Hirnschäden. Die Assoziationen sind allerdings nicht exklusiv und auch nicht stark genug, dass sich zum jetzigen Zeitpunkt aus dem Biomarkerprofil auf die Art der Gefährdung schließen lässt. Zu klären bleibt, ob die strukturellen Hirnveränderungen tatsächlich das Bindeglied zwischen kardialen Problemen und Demenz­erkrankungen darstellen, räumte Dr. Jensen ein. Sie hofft aber darauf, dass sich perspektivisch eine risikoadaptierte Steuerung demenzpräventiver Interventionen auf Basis des Kardiobiomarkerscreenings ergibt.

Kongressbericht: Neurowoche 2022