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Was Hausärzte bei Patienten nach der Nierentransplantation beachten sollten

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Die Abklärung eines potenziellen Nierenempfängers kann Wochen bis Monate dauern. Die Abklärung eines potenziellen Nierenempfängers kann Wochen bis Monate dauern. © iStock/Lisa-Blue
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Ob Impfstatus, UV-Schutz oder Medikamenten­interaktionen: Wer in seiner Hausarzt­praxis nierentransplantierte Patienten betreut, sollte sich mit den Dos and Don'ts auskennen.

Für Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz Stadium 5 ist hinsichtlich Mortalität, Lebensqualität und Kosteneffizienz eine möglichst frühzeitige Nierentransplantation die beste Therapieoption. Da die Abklärung eines potenziellen Transplantat-Empfängers Wochen bis Monate dauern kann, sollten Betroffene spätestens bei einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) von 25–30 ml/min/1,73m2 an einen Nephrologen überwiesen werden, schreiben Dr. Aurelia Schnyder und Dr. Irene Koneth von der Klinik für Nephrologie und Transplantationsmedizin des Kantonspitals St. Gallen.

Bei Nebenwirkungen den Nephrologen kontaktieren

Im ersten postoperativen Jahr übernimmt das Transplantationszentrum die Patientenführung, um die medikamentöse Immunsuppression individuell einzustellen und mögliche Folgekomplikationen zu behandeln. Danach erfolgt die Betreuung durch den niedergelassenen Nephrologen sowie den Hausarzt, der sofort seinen Kollegen kontaktieren sollte, falls Nebenwirkungen auftreten, die die medikamentöse Adhärenz gefährden.

Infektionen und Impfungen

Zu den häufigsten Infektionen im Praxisalltag zählen die Harnwegsinfekte. Neben dem Urinstatus wird bei Leukozyturie eine Urinkultur, bei Fieber oder erhöhtem CRP zudem eine Blutkultur empfohlen. Die empirische Therapie richtet sich nach Keimspektrum und Resistenzlage. Bei Verdacht auf Pyelonephritis mit Fieber oder erhöhtem CRP bzw. Kreatininanstieg sollte die Behandlung stationär erfolgen.

Eine Gastroenteritis birgt die Gefahr einer Dehydratation sowie Unter- oder Über­exposition von Immunsuppressiva, weshalb eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Transplantationszentrum empfohlen wird.

Im Vorfeld der Transplantation sollte der Impfstatus des Patienten komplettiert werden (Lebendimpfstoffe spätestens bis vier Wochen, Totimpfstoffe bis zwei Wochen vor der Transplantation). Neben der jährlichen Influenzaimpfung wird alle zehn Jahre ein Diphtherie/Tetanus-Booster sowie eine zweite Pneumokokkenimpfung 12 Monate nach der Transplantation empfohlen.

Attenuierte Lebendvakzinen sind posttransplantär kontraindiziert. Zum Schutz des Patienten sollten auch enge Kontaktpersonen gegen Influenza, Hepatitis B, Masern/Mumps/Röteln und Varizella zoster geimpft sein.

Dreimal Cave

  1. Geben Sie kein Clarithromycin bei Patienten mit Calcineurin-Inhibitoren (Medikamenten-Interaktion).
  2. Die GFR der meisten Nierentransplantierten liegt zwischen 30 und 60 ml/min. Wählen Sie Medikamente und Dosierungen also wie bei einer chronischen Niereninsuffizienz!
  3. Geben Sie keine Erythrozyten-Transfusion ohne Rücksprache mit dem Transplantationszen­trum.

Herzkreislauf, Gicht, Knochen

Etwa 50–90 % der nierentransplantierten Patienten haben eine Hypertonie. Empfohlen wird ein Zielblutdruck unter 130/80 mmHg. ACE- bzw. Angiotensinhemmer können unter Kalium- und Kreatininkontrolle gegeben werden. Jeder zehnte Patient hat Gichtschübe, die die Gabe von oralen Steroiden erfordern. Zur Gichtprophylaxe eignen sich z.B. Allopurinol und Febuxostat. Allerdings dürfen beide nicht mit Azathioprin kombiniert werden.

Frakturrisiko von Betroffenen erhöht

Auch niedrig dosiertes Prednison oder Colchizin kommen als Gichtprophylaxe infrage. Da Nierentransplantierte ein erhöhtes Risiko für Frakturen und avaskuläre Knochen­nekrosen haben, wird die tägliche Einnahme von 1000–1200 mg Kalzium empfohlen. Der Vitamin-D3-Spiegel sollte über 75 nmol/l liegen.

Malignome

Verglichen mit der Normalbevölkerung ist das Malignomrisiko doppelt bis vierfach erhöht. Infolge der Langzeit-Immunsuppression können unter anderem Lymphome, Nierenzellkarzinome oder anogenitale Tumoren auftreten. Besonders hoch ist die Inzidenz von Hauttumoren wie Spinaliom und Basaliom. Deshalb sollten Sie Ihre Patienten wiederholt darauf hinweisen, wie wichtig ein konsequenter UV-Schutz und Vorsorgeuntersuchungen sind.

Quelle: Schnyder A, Koneth I. Therapeutische Umschau 2018; 75: 395-400