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Rauchen und Sauerstofftherapie Weg von der moralisierenden Medizin

DGIM 2022 Autor: Birgit Maronde

Raucher und Sauerstofftherapien – nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch eine Frage der Brandgefahr. Raucher und Sauerstofftherapien – nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch eine Frage der Brandgefahr. © iStock/ozgurkeser
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Soll man lungenkranken Patienten mit zu niedrigem Sauerstoffpartialdruck auch dann eine Langzeitsauerstofftherapie verordnen, wenn sie weiterhin rauchen? Leicht ist diese Frage nicht zu beantworten, wie beim Internistenkongress deutlich wurde.

Früher hat man bei einem Raucher mit schwerer PAVK keine Gefäßoperationen durchgeführt, die Ärzte ließen sein unzureichend durchblutetes Bein einfach verfaulen, berichtete Prof. Dr. Carl-Peter Criée, Praxis für Innere Medizin und Pneumologie in Northeim. Adipöse erhielten bei einem akuten Herzinfarkt keinen Herzkatheter nach dem Motto, wenn der so fett ist, trägt er selbst die Schuld. Das war moralisierende Medizin, meinte der Kollege und gab zu bedenken, dass das Verweigern einer Sauerstofftherapie für Raucher in die gleiche Richtung gehe. Man dürfe die Patienten, die ja komorbid an einer Abhängigkeitserkrankung leiden, nicht dafür bestrafen. 

Raucher und Sauerstoff – eine brandgefährliche Kombination

Allerdings zeigt dies nach seiner Auffassung nur eine Seite der Medaille. Es gibt aber noch eine andere: Und zwar die potenzielle Gefahr, die von rauchenden Patienten mit Sauerstofftherapie ausgeht. Prof. Criée berichtete von einem COPD-Patienten, der trotz Sauerstoffgabe im Krankenzimmer rauchte, eine Explosion und einen Brand auf der Station auslöste. Hätte nicht ein Pfleger Löschmaßnahmen ergriffen und Patienten herausgetragen, wäre es zur Katastrophe gekommen.

Auch Dr. Peter Kardos vom Lungenzentrum Maingau in Frankfurt hat erlebt, dass zwei Patienten im Krankenzimmer verbrannt sind, weil sie unter Sauerstoffgabe geraucht haben. Dennoch: Im Expertengremium, das die Leitlinie zur Langzeitsauerstofftherapie verfasst hat, sprach sich eine Mehrheit dafür aus, Rauchern diese nicht zu verweigern, berichtete der Kollege.

Allerdings muss die Indikation laut Leitlinie kritisch diskutiert und individuell unter Abwägen der Vor- und Nachteile gestellt werden.1 Der Arzt sollte auf die Gefahr schwerer, im Einzelfall tödlicher Verbrennungen hinweisen, dies dokumentieren und vom Patienten unterschreiben lassen.

1.    Leitlinie zur Langzeitsauerstofftherapie; AWMF-Registernummer 020-002; awmf.org

Kongressbericht: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin