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Wer sich bedroht fühlt, kauft mehr Klopapier

Autor: Lena Becker

Bis zu sieben Mal mehr Rollen als üblich: So viel Toilettenpapier kauften Menschen zu Beginn der Coronapandemie. Bis zu sieben Mal mehr Rollen als üblich: So viel Toilettenpapier kauften Menschen zu Beginn der Coronapandemie. © iStock/ozgurdonmaz
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Vor allem zu Beginn der Coronakrise haben die Deutschen die Supermarktregale leergeräumt und Toilettenpapier gehortet. Was sagt das über ihre Persönlichkeit aus?

Die Zahl der mit SARS-CoV-2-Infizierten schoss im Frühjahr in die Höhe, das öffentliche Leben kam fast zum Erliegen, die Menschen blieben wochenlang weitgehend zu Hause. Profiteure dieser Krise waren die Toilettenpapier-Hersteller. Laut ihren Angaben stieg die Nachfrage an Klopapier seit Beginn der Coronamaßnahmen in einigen Ländern um bis zu 700 %.

Ob die beobachteten Hamsterkäufe womöglich mit der Persönlichkeit der Menschen zusammenhängen, haben Lisa ­Garbe von der Universität St. ­Gallen und Kollegen untersucht.

Ende März hatten sie Daten von 996 Personen aus 22 europäischen und nordamerikanischen Ländern erhoben. Ausgewertet wurden demografische Angaben und die Aussagen der Teilnehmer, wie bedroht sie sich durch die Pandemie fühlten, wie sie sich während des Lockdowns verhielten und wie viel Klopapier sie in der Zeit kauften.

  • Höheres Lebensalter,
  • Anzahl der Tage in Quarantäne,
  • weibliches ­Geschlecht sowie
  • Wohnsitz in Nordamerika

standen mit einem stärkeren Bedrohungsempfinden in Verbindung.

Wie hängen Hamsterkäufe und Persönlichkeit zusammen?

Ältere Menschen und Europäer griffen besonders häufig ins Toilettenpa­pierregal. Nordamerikaner hatten dies dagegen gar nicht nötig, da sie ohnehin schon Vorratshaltung betrieben.

Den Einfluss der individuellen Persönlichkeit auf das Klopapier-Horten ermittelten die Forscher anhand eines Fragebogens. Dieser erlaubte eine Einschätzung der sechs Persönlichkeitsmerkmale Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Emotio­nalität, Extraversion, Ängstlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für neue Erfahrungen.

Stärker emotionale Menschen zeigten sich demnach besonders von der Pandemie bedroht und hamsterten vermutlich in der Folge ordentlich, da ein größeres Bedrohungsgefühl positiv mit Kauf und Gebrauch von Toilettenpapier korrelierte. Gewissenhaftere „Typen“ horteten mehr als Personen, bei denen diese Eigenschaft weniger ausgeprägt war. Die Autoren glauben, dass pflichtbewusste Menschen besser vorausplanen und deshalb mehr kaufen.

Nur ein Fünftel der Hamsteraktivität erklärbar

Nicht bestätigt werden konnten Ergebnisse einer früheren Studie, nach der Ehrlichkeit-Bescheidenheit Hamsterkäufe begünstigt. All der spannenden Ergebnisse zum Trotz weisen Garbe und Kollegen darauf hin, dass sich mit ihrer Studie nur rund ein Fünftel des Klopapieransturms erklären lässt.

Quelle: Garbe L et al. PLoS ONE 2020; DOI: 10.1371/journal.pone.0234232