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Behandlungsfehler-Statistik: Pfuscher-Vorwürfe sind unfair

Gesundheitspolitik Autor: Thomas Trappe

Dr. Andreas Crusius, Präsident der Landesärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der BÄK. Dr. Andreas Crusius, Präsident der Landesärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der BÄK. © Bundesärztekammer
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Bei der diesjährigen Vorstellung der Behandlungsfehler-Statistik kann die BÄK berichten, dass die Zahl der von den Kommissionen bestätigten Fehler in der Behandlung im Promillebereich liegt. Noch ist die Statistik damit fast identisch zu den zurückliegenden Jahren.

Die Bundesärztekammer (BÄK) sieht durch den wirtschaftlichen Druck in Praxen und Krankenhäusern die Gefahr von Behandlungsfehlern steigen. Das sagte Dr. Andreas Crusius, Präsident der Landesärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der BÄK, bei der Vorstellung der neuen Behandlungsfehlerstatistik. „Behandlungsdruck kann Behandlungsfehler begünstigen“, betonte er und verwies auf Systemanreize für Übertherapierung und Zeitmangel bei der Diagnostik. Dr. Crusius lobte in diesem Zusammenhang den Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Dieser biete „eine ganze Menge richtiger Ansätze, sowohl zur Milderung des Ärztemangels in ländlichen Räumen als auch im Kampf gegen den Fachkräftemangel in unseren Kliniken“.

BÄK-Pressekonferenz zur Behandlungsfehlerstatistik 2017

Quelle: Bundesärztekammer.

Etwas weniger Anträge auf Prüfung von Fehlern

Laut Statistik gab es 2017 bei den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Landesärztekammern 11 100 Anträge auf Prüfung von Behandlungsfehlern und damit etwas weniger als 2016, als es noch 11 559 waren. Die Zahlen sind damit zum fünften Mal in Folge leicht rückläufig. Ansonsten aber ist die Statistik fast identisch mit jenen der zurückliegenden Jahre. So betrafen erneut rund drei Viertel aller Anträge klinische Behandlungen. Und wie schon 2017 bejahten die Schlichtungsstellen nur bei jeder vierten beantragten Prüfung einen tatsächlich ärztlich verursachten Schaden. Am häufigsten, auch das eine Konstante, wurden im niedergelassenen Bereich Unfallchirurgen und Orthopäden Fehler nachgewiesen. Mit Abstand folgten an zweiter Stelle Hausärzte, an dritter Internisten. Chirurgen führen die Fehlerliste an, weil in ihrem Fachgebiet falsche Entscheidungen für Patienten meist sofort spürbar sind – sie wenden sich deshalb vermutlich häufiger an die Schlichtungsstellen.

Bei Niedergelassenen hapert‘s oft in der Diagnostik

Gemessen an 1 Mrd. Arztkontakten und 19,5 Mio. Krankenhausfällen liege die Zahl der von den Kommissionen bestätigten Fehler „im Promillebereich“, betonte Dr. Crusius. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten durch einen Behandlungsfehler zu Schaden kommen, ist nach allen Daten, die uns zur Verfügung stehen, extrem gering.“ Absolute Sicherheit könne es allerdings nicht geben. Es sei daher auch unfair, wenn „man Ärzte, denen etwas misslingt, vorschnell als Pfuscher diskreditiert“. 7307 Fälle wurden im zurückliegenden Jahr von Gutachterkommissionen entschieden, ein Fall dauert im Schnitt rund anderthalb Jahre. Zu 70 % wurde von den Kommissionen kein Fehler anerkannt, in knapp 6 % habe es zwar einen Behandlungsfehler gegeben, aber keine nachweisbare Kausalität zum Patientenschaden. Im niedergelassenen Bereich wurden laut Behandlungsfehler-Statistik am häufigsten Fehler bei der Diagnostik gemacht, gefolgt von operativen Therapien. In den Krankenhäusern lagen die Operationen vorne, die Diagnostik an zweiter Stelle. Mit Abstand am häufigsten waren auch hier Unfallchirurgen und Orthopäden verantwortlich – Internisten lagen hinter den Allgemeinchirurgen auf Platz drei.

Behandlungsfehlerstatistik: Fehlerprävention fördern

Videobeitrag mit Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen und Präsident der Ärztekammer Mecklenburg Vorpommern. Quelle: Bundesärztekammer.

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