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HPV-Testung  Dem Analkarzinom auf die Schliche kommen

Koloproktologen-Kongress 2024 Autor: Friederike Klein

Analkarzinome entstehen meist aufgrund einer persistierenden Infektion mit Hochrisiko-Typen des humanen Papillomvirus (HPV). Analkarzinome entstehen meist aufgrund einer persistierenden Infektion mit Hochrisiko-Typen des humanen Papillomvirus (HPV). © MohamadFaizal - stock.adobe.com
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Die Häufigkeit des Analkarzinoms steigt vor allem bei Frauen an. Der Altersgipfel liegt in Deutschland nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts nur noch bei 55 bis 64 Jahren. Ein Screening könnte sich daher lohnen.

Analkarzinome entstehen meist aufgrund einer persistierenden Infektion mit Hochrisiko-Typen des humanen Papillomvirus (HPV). Bei jungen Frauen verschwinden viele HPV-Infektionen wieder und nur wenige dauern an. Mit zunehmendem Alter sinkt jedoch die Clearancerate, sodass HPV-Infektionen bei über 35-Jährigen häufiger persistieren, berichtete Dr. Carlo Vivaldi, Chirurg und Proktologe von der Enddarmpraxis in Köln. Wann wäre also ein Screening angebracht und wie könnte es aussehen?

Die Dauer zwischen persistierender Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen und dem Auftreten einer hochgradigen zervikalen Dysplasie wird auf drei bis sechs Jahre geschätzt, die Zeit von der hochgradigen Dysplasie bis zu einem invasiven Karzinom auf zehn bis 30 Jahre. Übertragen auf das Analkarzinom würde das bedeuten, dass ein Screening auf anale Hochrisiko-HPV-Infektionen ab dem 40. Lebensjahr Sinn ergeben könnte, meinte Vivaldi. Forscher aus Kanada kamen zu dem Schluss, dass sich bei Frauen ≥ 40 Jahren mit einer hochgradigen zervikalen Dysplasie oder einem Zervixkarzinom in der Vorgeschichte ein Screening anbieten könnte, denn diese Gruppe hat ein erhöhtes Risiko für Analkarzinome. In der Studie1 hatten die Wissenschaftler einen analen zytopathologischen und HPV-PCR-Abstrich bei den Patientinnen vorgenommen und nur im Fall eines auffälligen zytologischen Befundes eine Anoskopie durchgeführt. Dass man mit so einem Vorgehen aber viele anale Hochrisiko-HPV-Infektionen verpasst, hatte eine Untersuchung von Dr. Vivaldi und Kollegen gezeigt. 

Zwischen November 2022 und November 2023 hatten der Proktologe und sein Team im Kölner Enddarmzentrum 288 Koloskopien bei Frauen durchgeführt. Bei 218 Patientinnen ab dem 40. Lebensjahr war nach entsprechender Aufklärung und Zustimmung auch ein analer Abstrich zur PCR-Testung auf Hochrisiko-HPV-Typen und zur zytologischen Untersuchung durchgeführt worden. In 49 Fällen (22,5 %) fand sich mindestens ein Hochrisiko-HPV-Typ. Besonders häufig wurde HPV-16 nachgewiesen (34,7 %), gefolgt von HPV-18 (16,3 %). Anamnestisch gab es bei 83 % dieser Frauen (n = 41) keinen Hinweis auf eine zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) und 65,3 % (n = 32) hatten auch keinerlei Symptome wie Blutung oder Schmerzen.

Von den Frauen mit einem Hochrisiko-HPV-Befund konnten 28 mit einem hochauflösenden Anoskop weiter untersucht werden. Der Befund war bei 19 Patientinnen (67,9 %) auffällig. Die Biopsie ergab in einem Fall ein Kondylom und in sechs Fällen eine niedriggradige intraepitheliale Neoplasie (low grade squamous intraepithelial lesion, LSIL). Bei vier Frauen im Alter zwischen 46 und 70 Jahren wurde eine hochgradige intraepitheliale Läsion (high grade squamous intraepithelial lesion, HSIL) festgestellt. Unter den HSIL-Patientinnen lag nur bei einer Frau auch eine zervikale Pathologie (CIN2) vor. Die Zytopathologie war bei allen Patientinnen mit histologisch gesicherter HSIL negativ. „Die zytopathologische Untersuchung scheint der HPV-Testung beim Analkarzinomscreening unterlegen“, konstatierte Dr. Vivaldi. Er und seine Kollegen halten eine anale Testung auf Hochrisiko-HPV-Typen im Rahmen der Vorsorgekoloskopie bei Frauen für sinnvoll.

1. Wohlmuth C et al. Cancer Cytopathol 2021; 129: 140-147; DOI: 10.1002/cncy.22360

Quelle: 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress